Offline-Zeit.

Wann warst du das letzte Mal für ein paar Stunden am Stück offline und hast nicht geschlafen dabei? Kannst du dich noch erinnern, wann das was? Was hast du da gemacht? Hattest du manchmal das Bedürfnis auf’s Handy zu schauen? Oder war es vergessen?

Wenn wir uns wirklich entkoppeln wollen von der Technik und wieder ohne ständig am Handy zu kleben Zeit verbringen möchten, dann brauchen wir Offline-Zeit.

Es gibt dazu keinerlei Alternative. Wer wirklich diesen Suchtfaktor in den Griff bekommen möchte, braucht Offline-Zeit.

Zeit in der keine Störungen stattfinden über Benachrichtigungen aller Art, kein Gepipse, keine Vibrieren, kein Geklingel.

Bildquelle: pixabay | MichaelDBeckwith

Offline-Zeit.

Zeit in der wir uns nicht mit Technik beschäftigen. Nicht fernsehschauen, nicht am Computer daddeln, nicht mit dem Tablet rumspielen. Zeit ohne Technik. Offline-Zeit.

Was man in der Zeit machen soll? Diese Frage ist kein Scherz, sie wird mir immer öfter ernsthaft gestellt. Von Kindern und Jugendlichen, die jeden Tag damit konfrontiert sind und mit dem Smartphone in der Hand aufwachsen. Sie kennen keine Zeit ohne Handy. Doch die Frage kommt genauso von Erwachsenen.

Wir sind inzwischen die letzte Generation die eine Kindheit und Jugend ohne Handy erlebt hat. Die Kontakte auf anderem Weg gepflegt hat als das heute der Fall ist.

Das ist so krass wie der Unterschied zwischen der Zeit mit Pferdekutsche und dem Automobil. Oder der Zeit vor dem Fernseher und mit ihm.

Es geht nicht darum die Technik zu verteufeln oder wieder weg haben zu wollen. Ich will kein Leben ohne Internet haben. Die Möglichkeiten die mir das Internet verschafft sind wahrhaft grenzenlos. Das Wissen das ich mir aneignen kann, die einfache Art Kontakt zu halten in alle Welt. All das ist unglaublich wertvoll.

Doch wir selbst sind es, die nicht nachkommen damit, einen guten Umgang mit dieser Technik zu pflegen. Denn es ist eine Technik, die wir extrem weit in unser Leben lassen, wie wir bereits in anderen Artikel gesehen haben.

Wahrhaft konzentriert zu bleiben, den Fokus zu bewahren auf die eine Sache, die ich jetzt gerade mache, Verbindlichkeit und Zuverlässigkeit, all das fällt uns immer schwerer und nimmt ab durch die schnell verfügbare Technik.

Wenn wir diese Fähigkeiten wieder zurückgewinnen wollen dann brauchen wir dazu technikfreie Zeit. Zeit die nicht mit Störungen durchsetzt ist.

Menschen die sich bewusst über einen längeren Zeitraum von der Onlinewelt entkoppeln, haben Bücher darüber geschrieben, wie sehr sich das Leben dadurch verändert hat. Und teilweise ist das gar nicht so einfach, sein Leben ohne die ganze Technik zu organisieren. Es geht, doch Spaß macht es nicht immer.

Das Blöde ist nur, das fast alle in ihren alten Trott zurückfallen, sobald sie wieder online gehen.

Durchbrich den Kreislauf

Daher braucht es eine andere Herangehensweise. Regelmäßige Offline Zeiten die wir in unseren Alltag einbauen. Neue Gewohnheiten damit schaffen, die uns ermöglichen wieder zu verschnaufen und uns nicht mehr dem Getriebensein und der Beschleunigung auszusetzen, was durch online sein automatisch passiert.

Ich bin seit einigen Jahren immer am Montag offline. Jeden Montag bis 13 Uhr. In dieser Zeit benutze ich keine Computer, telefoniere nicht, hab kein Tablet oder Laptop in der Hand und beschäftige mich mit komplett anderen Dingen. Auch kein Radio läuft und kein Fernseher (den ich sowieso nicht habe).

Alle Geräte sind ausgeschaltet. Ich bin nicht persönlich erreichbar. Die Mailbox oder der Anrufbeantworter sind die besten Helfer, die alle eingehenden Anrufe entgegennehmen.

Ist dir schon mal aufgefallen, dass die wenigsten Leute mehr auf den AB sprechen? Wenn jemand nicht gleich erreicht wird, dann ist es eh schon zu spät. Viele Sachen erledigen sich dadurch fast von allein.

Was soll ich denn offline machen…?

Gut, was machst du jetzt in dieser ominösen Offline-Zeit? Du kannst z.B. lesen und mal an einem Buch dran bleiben, du kannst klar Schiff machen daheim in einem Bereich, der das schon lange überfälligst braucht. Du kannst Besuche machen oder Sport treiben. Spazieren gehen oder ein Hobby pflegen. Dich mit deinen Liebsten austauschen oder wirklich Zeit am Stück mit den Kindern verbringen.

Die Möglichkeiten sind endlos. Und wenn wir etwas mit unseren Händen machen, dann schenken wir uns damit auch das Gefühl etwas Sinnvolles zu tun. Etwas das man hinterher sieht, wenn es erledigt ist.

Wenn wir Zeit am PC verbringen oder am Handy, dann mögen wir vielleicht arbeiten, doch wirklich sehen tut man nichts davon. Das ist der Fluch unserer digitalen Zeit.

Albert Einstein wird der Spruch zugeschrieben:

Die Leute lieben Holz hacken deswegen so, weil sie sehen, was sie geschafft haben.

Am Ende eines langen Tages den wir mit Technik verbracht haben, sind meistens wir es, die geschafft sind.

Wie es gelingen kann

Damit die Offline-Zeit wirklich etwas bringt und uns gut tut, gibt es ein paar Empfehlungen zu einem guten Gelingen:

1. Gleiche Zeit – immer offline

Zum einen sollte es immer die gleiche Zeit in der Woche sein. Für mich ist Montag der Tag der am besten passt. Viele pflegen den Technik Sabbat und wählen den Samstag. Das ist für mich oft ein Arbeitstag und damit würde ich mir keinen Gefallen tun.

Das Ganze muss ins eigene Leben passen. Daher lohnt es sich einen bewussten Blick auf die ganze Woche zu werfen und zu schauen, wo du beginnen kannst tagsüber Offline-Phasen einzubauen. Und seien es erst mal nur eine oder zwei Stunden.

2. Liste mit Ideen

Die zweite Empfehlung besteht in einer klaren Liste an Dingen, die du in dieser Zeit tun könntest. Wirklich eindeutige Punkte, bei denen du sofort loslegen kannst. Sonst hast du in dieser Zeit das Gefühl und die Frage im Kopf “Und was soll ich jetzt machen?”

Mit einer Liste an möglichen Tätigkeiten und Projekten denen du dich widmen kannst, wird es sofort produktiv und zufriedenstellend.

Und eine Bonusempfehlung besteht darin, die Zeit als etwas Kostbares zu begreifen und zu genießen. Dir selbst bewusst zu machen, dass du dir diese Zeit jetzt nimmst, um dich etwas zu widmen, das du vielleicht schon lange mal machen wolltest und nie die Zeit fandest dafür.

Was bleibt auf der Strecke?

Wir müssen oft so viele Dinge in unseren Tag quetschen und dabei fällt einiges hinten runter. Ob das nun alles relevante und wirklich zu erledigende Dinge sind, die wir tun, ist nochmal eine andere Sache. Doch das, was hinten runter fällt, verdient einen Blick und eine Entscheidung sich dem zu widmen.

Denn wir sind so beschäftigt in unseren Tagen, dass wir damit unser Leben verheizen ohne innezuhalten und uns zu fragen, ob wir denn auch immer wieder mal das tun, was uns wirklich gut tut. Etwas wo unser Herz dran hängt. Oder etwas von dem wir wissen, wenn das endlich erledigt ist, wäre uns viel wohler, doch wir schieben es auf Grund von “keiner Zeit” immer wieder auf.

Ein Monster-Projekt in kleinen Schritten geschafft

Mein erstes Projekt war damals den Keller auszumisten. Es war ein Sammelsurium wie in vielen anderen Kellern auch und mir schon lange ein Dorn im Auge. Doch wann macht man das wirklich mal?

Manche wählen die Hauruck Methode und stürzen sich ein ganzes Wochenende hinein, doch dazu konnte ich mich nicht überwinden. Ich bin ein Freund von kleinen regelmäßigen Schritten.

Und so hab ich jeden Montag eine Stunde meiner Offline-Zeit dem Keller gewidmet. Hab mir einen Bereich ausgesucht und diesen entrümpelt.

Nie das Ganze auf einmal sehen, sondern nur den kleinen Teilbereich, den man heute bewältigen möchte. Das genügt.

Dieses gesetzte Ziel lässt sich erreichen und dann stellt sich das gute Gefühl ein, dass man wieder etwas geschafft hat. Und darum geht es. Es geht darum den Fortschritt zu sehen und zu feiern.

Montags ist auch meine Lesezeit. Nicht das ich nur montags lesen würde, doch ich genieße es für ein paar Stunden an einem Buch dran bleiben zu können. Mir Notizen zu machen, eigene Gedanken dazu aufzuschreiben und insgesamt tiefer in ein Thema einsteigen zu können.

Vertieftes Arbeiten braucht Zeit

Deep work ist nur möglich in längeren ungestörten Zeiträumen. Sonst bleiben wir zwangsläufig an der Oberfläche, weil wir immer wieder heraus gerissen werden.

Das wieder hineindenken bis zu dem Punkt an dem wir schon waren, dauert länger als man meint und zack kommt dann schon die nächste Störung. Gern auch in Form von uns selbst, weil wir mal wieder auf unser Handy schauen müssen.

Daher ist die Offline-Zeit eine unendlich wertvolle Zeit, weil sie uns etwas zurück gibt, was wir sonst nie haben. Zeit am Stück und die Möglichkeit uns auf eine Sache zu konzentrieren.

Wer sich darauf einlässt wird anfangs feststellen, dass er unruhig ist und in Gedanken immer wieder überlegt, wo sein Handy ist und das man doch mal drauf schauen könnte.

Sich dabei zu beobachten wie oft dieser Gedanke einem in den Sinn kommt, kann ernüchternd sein. Denn die Häufigkeit zeigt auf, wie sehr diese Gewohnheit schon in uns eingebrannt ist. Doch die Wahrnehmung ist wie immer auch der erste Schritt zu einer Änderung.

Geht gemeinsam essen noch ohne Handy…?

Die Offline-Zeit schenkt uns diese Chance. Wer Familie hat, kann diese Zeit probieren für alle einzuführen. Zeit, die die Familie zusammen verbringt. Essenszeit ist die einfachste Form davon, wieder ohne Ablenkungen miteinander zu sein.

Mit dem Smartphone spielend am Tisch sitzen, bis der Teller vor einem steht und man anfangen kann zu essen, ist eine Unart in meinen Augen. Und das betrifft keineswegs nur Jugendliche.

Schau dich in einem Restaurant um und beobachte die Menschen an den anderen Tischen. Wie viel davon haben während des Essen oder auch sogar während sie mit anderen sprechen ihr Hand in der Hand? Oder liegt es griffbereit neben dem Teller?

Wie wenig wertschätzend ist das gegenüber der anderen Person die einem da gegenüber sitzt. Man ist nur solange wichtig, wie das Handy nichts macht. Wenn es vibriert, dann ist die Aufmerksamkeit sofort auf dem Gerät. Wollen wir das wirklich?

Wer gewinnt deine Aufmerksamkeit? Dein Handy oder dein Gegenüber?

Wollen wir Menschen nicht mehr unsere ungeteilte Aufmerksamkeit schenken? Wenn wir jetzt zögern mit der Antwort gibt es dazu ein einfaches Gegenmittel.

Stell dir vor, dass du das Gegenüber bist, ohne Handy und siehst, wie schnell du die Aufmerksamkeit deines Gegenüber verlierst, sobald die Technik einen Laut von sich gibt.

Du bist damit uninteressant geworden. Mit einem Pieps. Wie fühlt sich das an? Ich bin mir ziemlich sicher, dass du das nicht gut findest. Und doch tun wir selbst das unbedacht vielen anderen Menschen in unserer Umgebung an.

Um das wieder in eine andere Perspektive zu rücken, ist eine bewusst gewählte Offline-Zeit hilfreich. Wieso nicht das Handy in den Flugmodus setzen und in die Tasche packen, wenn man sich zum Essen hinsetzt.

Auch wenn wir oft meinen, wir versäumen etwas, wir versäumen dadurch nichts, wenn wir uns diese Zeit nehmen. Wir versäumen nichts.

Im Gegenteil wir gewinnen. Wir können uns in Ruhe unterhalten. Müssen nicht fürchten herausgerissen zu werden durch eine Vibration des eigenen Handys oder durch eine Unterbrechung der Aufmerksamkeit des Gegenüber, weil dessen Handy etwas von sich gibt.

Ungeteilte Aufmerksamkeit. Das ist das Ziel. Nicht zerhackstücktes Hin- und Herspringen, sondern ungeteilte Aufmerksamkeit. Sich einer Sache, einem Gespräch, einer Person zu widmen.

Wer das verlernt, verliert soviel mehr. Wir bringen unserem Gehirn eine Methode bei, die das Hin- und Herspringen zum Normalfall macht. Wir bringen uns selbst bei, uns nicht mehr konzentrieren zu können, Flüchtigkeitsfehler zu machen und oberflächlich zu bleiben.

Wenn wir all das nicht wollen sondern das Gegenteil, dann müssen wir uns das wieder beibringen über Offline-Zeiten.

Jetzt bist du dran!

Such dir einen festen Tag in der Woche, entscheide dich für eine Zeitspanne und mach eine Liste an Dingen, die du in dieser Zeit machen möchtest.

Und dann setz es um. Nicht erst später. Sondern diese Woche. Geh regelmäßig offline und hol dir deine Fähigkeit zu konzentriertem Arbeiten zurück.

Gib deinem Leben wieder ungeteilte Aufmerksamkeit und damit auch den Menschen in deinem Leben.

Du hast es verdient und sie haben es verdient.

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