Erinnerungen Holzkiste

Es gibt ein Ritual das ich in den Coronajahren sehr vermisst habe. Das ist mir erst bewusst geworden, als ich zurückgeschaut habe auf diese Zeit.

In normalen Jahren mache ich am Ende des Jahres eine große Holzkiste auf, die im besten Fall voll ist bis oben hin. Darin finden sich verschiedenste Papiere. Abrisskarten vom Eintritt ins Kino, Theaterkarten und -programme, Postkarten von Restaurants und Ausflugsorten, Flyer von Museen und Ausstellungen. Es ist ein wildes Sammelsurium eines Jahres.

All diese Schnippsel ordne ich chronologisch und hole mir das große Jahrbuch hervor. Seite für Seite klebe ich diese Dinge nun ein. An jedem Tag an dem es ein Papier gibt, kommt das Datum auf das Blatt und darunter werden fein säuberlich die Zettelchen eingeklebt. Manchmal schreibe ich noch etwas dazu, doch meistens lass ich es bei dem was dort klebt.

Photo by TheMIS Photography on Unsplash

Eine gemeinsame Rückschau

Dieses Buch bringe ich dann meinem Liebsten mit und wir schauen gemeinsam durch unser Jahr. Denn was alle Einträge darin vereint: wir haben sie zusammen erlebt. Wir waren miteinander dort, haben die Eindrücke geteilt und erinnern uns jetzt daran. Ein buntes Kaleidoskop an Momentaufnahmen. Oft weiß ich noch, was ich an jedem Tag für ein Kleid im Theater an hatte, was es für Wetter war und wo wir danach noch hingegangen sind.

Wenn ich das nicht machen würde, dann hätte ich keine Ahnung mehr, was wir in diesem Jahr alles gemacht haben.

In den Coronajahren gab es nichts zu kleben. Die Kiste blieb leer, bis auf wenige Kleinigkeiten. Das hat mich richtig traurig gemacht, weil mir bewusst geworden ist, dass wir beide das lieben. Theater, Kino, Ausstellungen, Konzerte. Kultur in vielen Facetten zu tanken.

Ein Erinnerungsbuch

Ich mag unsere Jahr-Bücher sehr. Ja, es ist inzwischen mehr als ein Buch geworden. Erinnerungen, die damit festgehalten werden, die ermöglichen auf ein geteiltes Leben zu schauen. Erinnerungen, die gemeinsame Geschichte schrieben, davon zeugen, was wir gern mögen.

Um dir selbst so ein Erinnerungsbuch zu schaffen, musst du nicht unbedingt in einer Beziehung leben. Du kannst das auch jederzeit für dich machen. Alles was du dazu brauchst, ist eine Kiste, in der du das Jahr über sammelst und ein Buch, in das du alles hinein kleben kannst.

Es ist ein wenig wie ein Fotoalbum nur ohne Bilder. Für mich macht es nicht nur die Zeit sichtbar, die ich mit jemandem verbracht habe, sondern auch, mit was ich meine Seele gefüllt habe.

Kultur = Seelenfutter

Denn Kultur in allen Ausprägungen ist für mich Seelenfutter. Theater ist auch oft Gedankenfutter und regt an sich selbst über etwas klar zu werden. Alles was ich anschauen kann, was ich hören kann, ist Seelenfutter.

Das Kammerkonzert, bei dem mir die Tränen über’s Gesicht laufen, weil die Musik mich im Innersten berührt.

Die Bilder der Ausstellung, vor denen ich nur staunend stehen kann und versuche soviel wie möglich in mich aufzunehmen.

Wir haben zu wenig Seelenfutter in unserem Alltag. So vieles ist getrieben von beruflichen Dingen und weil wir uns antreiben lassen. Der Rest ist oft gefüllt mit sinnlosem Gescrolle auf unseren Smartphones.

Daher ist es unsere Aufgabe, das Seelenfutter immer wieder bewusst in unser Leben zu integrieren. Diese Gelegenheiten wahrzunehmen, die sich einem bieten.

Als ich klein war

Meine Mama und ich waren in so vielen Konzerten. Sie nahm mich schon mit als ich noch ein Kindergartenkind war. Und so hab ich meine ersten Konzerte als kleiner Pimpf gehört.

Ich saß ehrfürchtig auf meinem Stuhl und bewunderte die prächtigen Bilder im Rathaussaal in Passau bevor es los ging. Hing an den Bewegungen der Geiger und dem Fingerspiel der Pianisten. Mich faszinierte alles daran und ich war immer still wie ein Mäuschen. Musik hat mich immer schon auf ganz besondere Weise berührt und erfüllt.

Es ist schwer zu beschreiben, doch es ist, als ob sie zum Blut wird, das durch meine Adern fließt. Du musst kein Klassikfan sein, um dieses Gefühl zu kennen.

Erinnere dich

Damit diese Erlebnisse nicht in Vergessenheit geraten, nehme ich die Eintrittskarten und werfe sie in meine Holzkiste. Und spätestens am Ende des Jahres sehe ich es wieder vor mir, höre die Klänge und tauche nochmal ein in dieses wunderbare Gefühl.

Es ist erstaunlich wie einfach es ist, Erinnerungen wieder anzuregen. Ein kleines Papierstück auf dem ein paar Zeilen stehen, lässt einen ganzen Abend vor meinem Auge erscheinen.

Unser Leben besteht aus Momenten. Von denen wir die meisten nicht erinnern werden. Daher ist es so wunderbar, wenn man sich selbst ein Hilfsmittel schafft, um sein Leben in der Rückschau wieder als so reich zu erleben, wie es war.

Schaff dir mehr Erinnerungen

Wieso nicht in der anderen Richtungen Erlebnisse planen?

Schau dir das Programm vom Theater frühzeitig an, was dich in dieser Saison interessiert. Wir hatten lange ein Theater Abo vom Regensburger Theater und haben dadurch regelmäßig Stücke gesehen und Konzerte besucht.

Oder trag dich in den Newsletter deines Lieblingskinos (für mich ist es das Reginakino in Regensburg) ein, damit du keinen tollen Film mehr verpasst.

Auch von der Stadt gibt es meistens einen Kulturkalender den man abonnieren kann. Und dann fülle dein Jahr immer wieder mit diesen Seelenfutterterminen auf. Sie sind wie Streusel die du über deine Tage verteilst.

Sichtbare Freude

In meinem Kalender stehen Termine wie Kino oder Theater drin. Und ich freue mich jedes Mal wenn ich meine Wochenvorschau mache und sie sehe. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, wir brauchen für alle Sinne Anregung.

Das Buch am Jahresende mit all diesen kleinen und großen Erlebnissen zu gestalten, gibt dir auf gewisse Weise dein Jahr zurück. Es mag vergangen sein, doch in deinem Herzen wird es wieder lebendig.

Eine letzte große Reise

Als meine Mama und ich 2018 die Maltareise antraten, hab ich schon bewusst vorher angefangen zu sammeln. Denn ich wollte ihr später ein Album machen, das nicht nur Fotos enthielt, sondern auch die Reisebeschreibung, die Eintrittskarte von Don Giovanni, das wir im Theater gesehen haben. Den Flyer von dem Ausflugsschiff, mit dem wir von Hafen zu Hafen gefahren sind. Das Album hat sie sich später so oft angesehen, dass der Deckel eingeknickt war.

Es war ein Dokument unserer gemeinsamen Zeit. Nicht nur in Bildform, sondern angefüllt mit Erlebnissen, die durch die Eintrittskarten, Flyer und Broschüren wieder sichtbar wurden.

Auch jetzt, da meine Mama nicht mehr ist, blättere ich das Album durch und der Flyer vom Ausflugsschiff erinnert mich an ihr staunendes Gesicht als wir an den zwei Löwen der Hafenmauer vorbei geschippert sind.

Die Postkarten der fülligen Steinfrauen, lässt mich daran denken, wie wir durch die geschichtliche Ausstellung auf der Insel Gozo gegangen sind. Ohne diese Fragmente aus Papier würde ich nicht mehr all diese Details erinnern können. Sie wären bestimmt noch in meinem Kopf, doch ich hätte keinen Zugriff mehr.

Nutz alle Hilfsmittel um dich zu erinnern

So dienen uns diese wertlos erscheinenden Schnippsel als Brücke zu all dem, was die damit verbundenen Ereignisse uns geschenkt haben.

Unterschätze nicht, was das für dein Leben in der Rückschau bedeuten kann. Es macht so vieles wieder lebendig, was sonst verloren gewesen wäre.

Damit bleibst du in Verbindung mit deinen Erlebnissen. Du bleibst in Verbindung mit deinen Gefühlen. Du bleibst in Verbindung mit deinem Leben.

Ist es das nicht wert, diese kleine scheinbar wertlose Eintrittskarte aufzuheben?

Führe ein erfolgreiches Leben ohne auszubrennen!

 

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