Wandern heißt vollendenZur Zeit verweile ich wieder auf La Palma. Es ist ein wunderschönes Fleckchen auf unserer Erde und für jemanden der die Natur und die Berge liebt wie ich, ein absolutes Eldorado.

Doch ich wollte dir gar nicht so sehr vorschwärmen wie schön es hier ist, sondern Gedanken mit dir teilen, die mir heute während des Tages durch den Kopf gegangen sind.

La Palma ist eine Vulkaninsel und die schwarze Erde bildet einen starken Kontrast mit all dem Grünen, was es hier gibt. Wer einmal hier ist, sollte unbedingt in die Vulkanwelt eintauchen und wandern gehen in einer Mondlandschaft die allerlei skurile Felsformationen aufweist.

Hin heißt auch zurück

Als ich heute munter hinaufgeklettert bin auf einen dieser schwarzen Riesen, war mir zwischendurch nicht ganz wohl, denn ungefährlich ist das hier nicht. Man kraxelt durch Felsenvorsprünge neben denen es steil bergab geht. Da heißt es aufpassen wo man hinsteigt.

Gerade dahin geht hier auch kaum etwas. Jeden Berg, den man auf Serpentinen runterwandert, muss man irgendwo auch wieder hinauf, wenn man zu seinem Auto zurück will.

Ob einem jetzt grad der Sinn danach steht oder nicht. Ob man noch Kraft hat oder nicht. Ob man jetzt will oder nicht.

Genau das war der Gedanke, an dem ich heute wie ein Krümel im Bett hängengeblieben bin:

Wandern heißt vollenden.

In irgendeiner Art und Weise muss ich an meinen Ausgangspunkt zurück um wieder zu meinem Häuschen fahren zu können.

Mitten auf dem Weg stehen bleiben und keine Lust mehr haben, das funktioniert hier nicht. Wandern heißt vollenden.

Manchmal geht mir am Ende der Wanderung ganz schön die Puste aus. Vor allem, wenn das letzte Stück ein steiles ist und es nochmal alle Kräfte braucht um die Steigung zu erklimmen. Da werden die Pause öfter und länger. Doch trotzdem hab ich es bis jetzt immer wieder geschafft. Interessanterweise kann ich immer nochmal Kräfte mobilisieren, von denen ich gar nicht wusste, dass ich sie noch habe.

Und im wirklichen Leben?

Wie ist das so in unserem Leben? Wieviele Dinge und Projekte fangen wir an und beenden sie nicht? Verlieren die Lust und machen einfach nicht mehr weiter. Es reizt uns nicht mehr, wir kommen nicht voran, es stellt sich schwieriger dar, als gedacht.

Am liebsten wären wir schon weiter damit und können das Ende nicht sehen. Wir sind frustriert und sehen keinen Sinn mehr darin. Tja und so türmt sich ein unvollendetes Projekt auf dem anderen.

Nicht nur die sichtbaren Dinge, die wir angefangen haben, sondern auch alle gedanklichen Projekte, die wir gestartet haben für einen Businessplan, eine Buchidee, Basteln mit den Kindern, besondere Geschenke, die man mal machen könnte usw.

Verführen lassen wir uns gerne…

Unsere beschleunigte Welt verführt uns dazu, dem Neuen mehr Gewicht zu geben, als dem schon bereits angefangenen. Wir lassen uns einfangen von dem Reiz immer wieder etwas auszuprobieren, weil wir das Gefühl vom Anfangen so mögen. Es macht Spaß, beschwingt, gibt Energie und das gefällt uns.

Nach einer Weile hört dieses Gefühl jedoch ganz natürlicherweise auf. Genauso wie jede Verliebtheit geringer wird, einfach nur dadurch dass Zeit vergeht und ein Gewöhnungseffekt einsetzt.

Kein Mensch würde den Adrenalinrausch des Neuen auf Dauer aushalten.

Doch dann stehen wir da mit unseren angefangenen Projekten, Beziehungen und Ideen. Was nun?

Es nervt? Keine Ahnung wie es weitergehen soll? Der Reiz ist weg und jetzt ist es langweilig? Oh, dann lieber wieder schnell was Neues anfangen.

Ist es das, was wir wollen?

Und so vergeht unser Leben. Es besteht oft aus einer unendlichen Anzahl von Neuanfängen. Von denen selten welche beendet werden.

Sind wir denn zufrieden damit? Macht es uns wirklich glücklich, schon wieder etwas auf den Friedhof der unvollendeten Werke abzuladen? Nein. Es macht uns unglücklich, unzufrieden und raubt uns unsere Zuversicht.

Wie wir spätestens seit Dr. Zeigarnik wissen, sind all diese Projekte wie offene Schubladen an denen wir uns geistig anhauen, wenn wir zu schnell um die Ecke gehen.

Unfertige Projekte haben die Angewohnheit in unserem Kopf zu bleiben. Sie sind präsent und wollen uns daran erinnern, dass da noch etwas offen ist. Je älter wir werden, umso größer ist unser Schuttplatz an Unfertigem und das sind viele offene Schubladen…

Mach doch mal die Probe auf’s Exempel und starte eine Liste mit Dingen, Ideen und Projekten die du angefangen und nicht vollendet hast.

Seien es Geschäftsideen, Hobbies die du ausprobiert hast, Reisen die du unternehmen wolltest, Menschen, zu denen du Kontakt halten wolltest, Kunst oder Musik die du üben wolltest, grandiose Ideen in deiner Partnerschaft, die du verwirklichen wolltest, Bastelprojekte und alle anderen Dinge, die du gestartet hast und die es nie über den ersten Gang hinaus geschafft haben.

So eine Liste kann lang oder kurz sein, doch eines ist sie meistens: frustrierend

Vollenden ist out

Wieso fällt es uns nur so schwer Dinge zu vollenden?

Ich kann dir nur meine Gedanken dazu sagen: Oft geben wir auf, wenn die Anfangseuphorie verschwindet und sich ein Gefühl der Sinnlosigkeit einstellt.

Wieso sollte ich das noch weiterverfolgen? Es macht mir keine Freude mehr. Doch genau das kann eine Finte unseres Geistes sein, der nicht daran interessiert ist, seine Komfortzone zu verlassen.

Er gaukelt uns vor, dass wir uns für das falsche entschieden haben und doch lieber etwas Neues ausprobieren sollten, das macht doch gleich viel bessere Gefühle.

Denn das ist es, was unser Geist sucht. Er will Anregung, er will die guten Hormone spüren, wenn man so will ;)

Was kann ich tun um das zu ändern?

Jetzt kommt es drauf an, wer Herr im Haus ist. Das Marshmellow-Experiment von Walter Mischel hat hundertfach bewiesen, dass es zwei Reaktionsweisen gibt, die sich in der Langzeitwirkung kolossal unterscheiden:

Wer an der kurzzeitigen Bedürfnisbefriedigung interessiert ist, wird sich immer wieder gern von Neuem verführen lassen und Dinge nicht vollenden. Das führt auf lange Sicht zu Unzufriedenheit, weitaus weniger Erfolg im Leben und der Unfähigkeit sich durch schwierige Situationen wirklich hindurchzubeißen.

Wer es jedoch schafft, auf kurzfristige Bedürfnisbefriedigung zugunsten einer späteren Belohnung zu verzichten, der baut in sich die Fähigkeiten auf die es braucht, um Dinge zu vollenden, dranzubleiben wenn es schwierig wird, sich mit Frustrationen auseinanderzusetzen und weiterzumachen. So lang bis das Ziel erreicht ist.

Vollenden ist der beste Zustand

Das Ziel zu erreichen, zu vollenden, ist ein vollkommen anderes Gefühl als die kurzfristige Bedürfnisbefriedigung. Es macht unglaublich zufrieden und froh, am Ziel angelangt zu sein. Wir spüren einen Stolz in uns, dass wir es tatsächlich gemeistert haben.

So wie ich heute dann auch verschwitzt, außer Puste und mit zitternden Beinen vor Anstrengung wieder an meinem Ausgangspunkt angelangt bin. Ich habe den Weg vollendet.

Was für ein wunderbares Gefühl. Das ist die Belohnung für’s Durchhalten. Für’s dranbleiben, für’s Verlassen der Komfortzone und für das Vollenden.

Dieses zutiefste Gefühl der Zufriedenheit gilt es wahrhaft zu spüren. Ich sitze dann oft 10 Minuten da, genieße die Aussicht und bin einfach stolz auf mich, dass ich es geschafft habe. Ich gehe nicht gleich wieder zur Tagesordnung über, sondern bade in dem Gefühl, dass ich mich überwunden habe und die Komfortzone wieder ein Stück erweitert habe.

Das waren die Gedanken, die mir heute beim Unterwegs sein durch den Kopf gingen. Wandern heißt vollenden.

Jetzt bist du dran:

  • Wie wäre es, wenn du dich auch dem Vollenden verschreibst?
  • Was würde sich dadurch in deinem Leben ändern?
  • Was wäre dir möglich?

Wandern heißt vollenden - wie oft machen wir Dinge wirklich fertig? Oder blockieren uns unsere "offenen Enden"?


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