Heute habe ich mehrere Gespräche geführt in denen (wie mir scheint) die beiden grundlegendsten internen Firmenprobleme unserer Zeit das Thema waren.
Zum einen fehlender bzw. unkoordinierter und verschwommener Informationsfluss und zum anderen (mit den gleichen Eigenschaftswörtern beschreibbar….) fehlender bzw. unkoordinierter und verschwommener Kommunikationsfluss.
Diesem Phänomen begegne ich in meiner Arbeit ja nicht zum ersten Mal. Im Gegenteil es scheint immer mehr zuzunehmen. Die Mitarbeiter einer Abteilung scheinen noch am ehesten miteinander zu kommunizieren. Sobald die Abteilungsgrenzen jedoch überschritten werden, geht es oft abrupt bergab.
Auch Informationen fließen innerhalb einer Ebene meist noch ziemlich flüssig. Doch dann wird auch hier zwischen verschiedenen Hierarchien und Ebenen häufig eher stille Post gespielt und es kommen teils nur noch verstümmelte Infos an. Dass das natürlich Konfliktpotential par exellence darstellt ist ja nicht verwunderlich.
Meiner Erfahrung nach liegt das selten an tatsächlichem fachlichen Versagen oder Unvermögen. Meine Theorien gehen da in folgende Richtungen:
- Konkurrenzsituationen die teils aus Unwissenheit über systemische Firmenzusammenhänge von Vorgesetzten geschaffen werden. Was sich jetzt so kryptisch anhört ist nichts anderes als ein gefördertes Gegeneinander verschiedener Abteilungen durch Anforderungen von oben. Ein Beispiel ist da der schon sprichwörtliche Konflikt zwischen Vertrieb und Produktion. Der Vertrieb muss seine Zahlen erreichen und nimmt einfach (überspitzt formuliert) jeden Auftrag an und die Produktion muss dann irgendwie schauen, wie sie alles gebacken kriegt.
- Wissen das Macht bedeutet kann dazu führen, dass Informationen wie Wertgegenstände behandelt und nur dem Meistbietenden verkauft werden. Auch wenn das ein möglicherweise überzeichnetes Bild ist, illustriert es doch sehr schön, dass noch sehr oft die Meinung herrscht, das eigene Wissen zu teilen würde bedeuten, ich verliere an Wert und damit an Möglichkeiten. Ein echtes Teamwork und Miteinander lebt jedoch vom Teilen des Wissens und hier gilt klar der Satz: Geteiltes Wissen ist doppeltes Wissen. Doch um das möglich zu machen, muss ein Klima herrschen, indem das Gefühl vorrangig ist, ich verliere nicht sondern gewinne, wenn ich mein Wissen teile.
- Führungsdefizite können sich durch eine ganze Firma ziehen. Je weiter oben angesiedelt umso größer werden die Kreise sein. Die Defizite die ich hier speziell meine, liegen meist darin, dass Führungskräfte kein wirkliches Verständnis ihrer Rolle haben und auch nicht die Entwicklungschance dazu bekommen haben. Es ist halt nicht die beste Voraussetzung seinen Job gut zu können und ein Spezialist in seinem Gebiet zu sein und dadurch auf eine Leitungsposition befördert zu werden. Die besten Führungskräfte sind die, die auch mal sagen können “Ich weiß es nicht” und die es ausshalten, wenn jemand eine Aufgabe anders erledigt, als sie es selbst gemacht hätten. Und die die Fähigkeit zur Selbstreflexion haben. Und damit stellen sich oft diejenigen als beste Führungskräfte heraus, die fachlich nicht unbedingt die besten in ihrem Bereich sind, jedoch für die menschliche Führung prädestiniert sind. Denn wie auch Tom Peters immer wieder in seinen Büchern schreibt, ist MBGA (Manangement by going-around) eine der wichtigsten Eigenschaften die ein Manager können sollte.
Es gäbe mit Sicherheit noch viele weitere Punkte, die sich hier aufführen ließen. Doch wenn allein an diesen wenigen in einer Firma gearbeitet würde, könnte sie Berge versetzen. Davon bin ich nicht nur theoretisch überzeugt, sondern ich erlebe es immer wieder in meiner Arbeit als Beraterin, dass es tatsächlich so ist.
Und einer der Schlüssel, der dazu in meinen Augen ganz elementar ist, bei jeder Arbeit, jedem Kontakt (ob privat oder beruflich) ist die Wertschätzung des anderen. Auch (und vor allem dann) wenn man nicht einer Meinung ist.
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ich kann Dir noch ein schönes Beispiel für Konkurrenzsituationen nennen:
Logistik bekommt zur Aufgabe die Lagerkosten niedrig zu halten, also wird die Bevorratung mit Produkten nach unten geschraubt.
Vertrieb wird an der “Kundenzufriedenheit” (wie auch immer die ermittelt wird) gemessen, worauf er aber auf einen wichtigen Aspekt (Lieferfähigkeit und -treue) keinen Einfluß hat und die andere Abteilung hier entgegen der “Kundenzufriedenheit” arbeitet.
Das war bei uns mal eine ganze Zeit so, hat sich aber deutlich gebessert.
Dein letzter Satz gefällt mir übrigens am Besten! :-)