Alle Menschen leiden.

Alle Menschen leiden. Auch wenn du das nicht sehen kannst. Alle Menschen leiden.

Egal ob dir jemand krumm kommt oder nicht, freundlich ist oder nicht, du weißt nie, was gerade im Leben der Anderen los ist. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass es etwas im Leben dieses Menschen gibt, woran er leidet.

Das kann etwas gesundheitliches sein, das können Beziehungssorgen sein, dass können Geldsorgen sein, Angst um einen lieben Menschen, Depressionen oder weil jemand im Krankenhaus liegt. Angst vor Prüfungen und vor unfreundlichen Kollegen. Es gibt unglaublich viele Arten von Leiden, wie du mit Sicherheit aus deinem eigenen Leben kennst.

Warum ich heute dein Augenmerk darauf lenke: Du weißt es nie, was gerade im Leben anderer los ist, also sei gnädiger, als du es vielleicht sonst wärst.

Behalte die Erkenntnis im Kopf, dass der Zorn den du gerade von jemandem abbekommst, eine hilflose Reaktion auf etwas sein kann, das gar nichts mit dir zu tun hat. Natürlich macht es das auch nicht zu einem Verhalten, was man sich wünscht oder akzeptieren sollte, doch es könnte sein, dass du mehr Verständnis gewinnst zu diesem Menschen.

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Auch wir leiden

Anders herum ist es ganz genauso. Wie oft beschäftigt uns etwas im Inneren, es geht uns gar nicht gut, wir haben keine Lösung für ein drängendes Problem, das uns fast auffrisst und wie unachtsam sind wir deswegen oft mit unserer Reaktion nach außen.

Andere bekommen unseren Ärger, unseren Schmerz, unser Unwohlsein, unsere Ängste ab und wissen es meistens gar nicht. Wir wollen auch nicht unbedingt jedem auf die Nase binden, was gerade los ist. Das ist auch vollkommen OK. Doch genauso wenig wie jemand anderer wissen kann, was in deinem Leben gerade los ist, kannst du das umgekehrt wissen.

Wir alle wollen immer Verständnis haben für unsere kleinen und größeren Wehwechen, doch haben wir das gleiche Verständnis für andere Menschen? Oder werden wir da schnell ungehalten, weil wir uns ungerecht behandelt fühlen, zu Unrecht angefahren werden und überhaupt das doch keine Art ist, mit jemandem umzugehen.

Mit dem Urteilen sind wir schnell bei der Hand, doch selten kommen wir auf die Idee nachzufragen, was gerade los ist.

Viele Menschen fressen ihren Kummer in sich hinein und wirken nach außen gefasst, vielleicht sogar auch aggressiv, doch all das sind oft Verkleidungen über die wahren Gefühle, die jemand grad mit sich herum schleppt.

Alle Menschen leiden.

Im Wort “Alle” sind auch wir mitgemeint. Alle Menschen leiden. Das schließt uns ein. Und dieser Gedanke zeigt auf, dass wir in vielerlei Hinsicht ähnlicher sind und im gleichen Boot sitzen, als wir das sonst denken.

Auch die Kassiererin die dir gerade schnippisch eine Antwort gegeben hat, leidet. Du weißt es nur nicht. Es kann sein, dass der Exmann wieder mal nicht die Alimente bezahlt hat und es schon wieder eng wird finanziell am Ende des Monats.

Es gibt viele verschiedene Bewältigungsstrategien für solche Szenarien. Und manche Menschen werden unwirsch nach außen.

Das ist die Kraft an der sie sich festhalten, um nicht zusammen zu klappen. Das ist alles nicht schön für denjenigen der es abbekommt, doch es ist viel seltener so, dass Menschen absichtlich andere ganz bewusst verletzen, es passiert viel häufiger aus Unachtsamkeit oder fehlender Kraft für’s Zusammenreißen.

Wir Menschen halten nur einem bestimmten Maß an Druck stand, bevor etwas passiert. Entweder dass uns der Kragen platzt oder wir zusammenbrechen oder still und leise weitermachen und krank werden.

Alle Menschen leiden.

Das macht uns zu Menschen. Wir sind alle derselben Spezies angehörend. Auch wenn wir verschiedene Dinge gut finden mögen, verschiedene Werte leben, andere Ansichten haben, doch je tiefer wir in Menschen hinein gehen, umso ähnlicher werden wir uns.

Liebeskummer ist für jeden Menschen herzzerreißend, um jemanden trauern zu müssen, weil er von uns gegangen ist, eint uns im Schmerz, denn Verlust ist für jeden Menschen fürchterlich. Ganz egal welche Hautfarbe wir haben oder welche Partei wir wählen.

Alle Menschen leiden.

Wenn du das im Kopf behalten kannst, dann fällt es dir auch leichter, nicht gleich mit Zorn zu reagieren, wenn jemand dich anmotzt. Ja ich weiß, dass das oft ein Reflex ist. Doch es ist einen Versuch wert, anders zu reagieren.

Die ehrlich gemeinte Frage “Ist alles in Ordnung bei dir?” kann Schleusen öffnen, die vorher verschlossen waren.

Große Gefühlsausbrüche haben oft eine lange simmernde Grundlage. Selten flippt jemand von jetzt auf gleich aus. Es kommen oft viele kleine Ereignisse zusammen, bis es zum großen Knall kommt.

Alles was wir in uns aufstauen, bekommt meistens der Mensch ab, der zur falschen Zeit am falschen Ort ist. Das meinen wir auch oft nicht so, wie es dann heraus kommt, doch in dem Moment können wir uns nicht anders helfen.

Da wäre es doch großartig, wenn unser Gegenüber so großmütig sein könnte und weiß, dass auch wir leiden. Wie anders wäre es, wenn wir jemandem begegnen würden, der nicht gleiches mit gleichem vergilt, sondern sieht, dass wir leiden und genauso reagiert? In dem er z.B. ruhig bleibt, uns fragt, ob alles OK ist und uns damit zeigt, dass er uns sieht.

Alle Menschen leiden.

Wir sind so oft schnell dabei andere zu verurteilen, weil sie dieses und weil sie jenes. Doch dann müssen wir auch einen ehrlichen Blick auf uns selbst werfen und uns eingestehen, dass wir oft nicht anders sind.

Wenn wir uns auch sonst schwer tun, um Gemeinsamkeiten mit anderen Menschen zu finden, dann kann dieser Gedanke hilfreich sein: Trauer ist für jeden Menschen schwer zu tragen. Das eint uns.

Ein weiterer Punkt, warum es sich lohnt mit dem Wissen, dass alle Menschen leiden, in die Welt zu gehen, ist, dass wir aufhören können, soviel persönlich zu nehmen. Wie sich jemand verhält, sagt in erster Linie etwas über diesen Menschen aus und nichts über uns. Unser Wert als Mensch bleibt davon unbetroffen.

Das kann es leichter machen, mit seltsamen Verhalten besser zurecht zu kommen. Wir müssen auch nicht alles verstehen. Wir können ja auch unser eigenes Verhalten nicht immer erklären. Es ist oft gefärbt von momentanen Emotionen und im Eifer des Gefechts kommen manche Sachen ganz anders aus unserem Mund, als wir das eigentlich vor hatten.

Mach nicht aus allem ein Drama

Wenn wir aufhören können, jedes Wort auf die Goldwaage zu legen, wird das Leben sehr viel entspannter. Auch wenn uns andere Menschen komisch kommen, können wir aufhören, das immer sofort auf uns zu beziehen. Emotionen sind oft Treiber von hitzigen Diskussionen, bei denen man sich im Nachhinein fragt, ‘sag mal, wie konnte ich mich da so hinein steigern?’

Daher ist es immer eine gute Idee, sich Auszeiten zu nehmen, wenn etwas zu eskalieren droht. Dann können wir selbst wieder in uns gehen und Kontakt mit uns aufnehmen. Vielleicht stellen wir dann fest, dass wir selbst gerade leiden, wegen einem anderen Thema und das mit in dieses Gespräch hinein getragen haben.

Das können wir thematisieren und es damit dem anderen leichter machen zu verstehen. Wenn ich gerade sehr in Sorge bin um mein Kind, das im Krankenhaus liegt, dann werde ich nicht so souverän diskutieren wie vielleicht sonst.

Es ist eine große Entlastung, wenn wir wirklich begreifen, dass alle Menschen leiden. Ohne Ausnahme. Alle. Und das als Grundlage nehmen, bevor wir einen scharfen Pfeil zurück schießen, weil wir ja (vermeintlich) angegriffen wurden.

Lasst uns wieder freundlicher miteinander umgehen, das würde der ganzen Welt so gut tun. Vom Dalai Lama gibt es das wunderbare Zitat:

Wenn du nichts tun kannst in dieser Welt, dann sei freundlich.

Sei wohlwollend, lächle jemandem zu, auch wenn es nicht erwidert wird. Gib den Menschen in deiner Umgebung das Gefühl, dass wir alle menschlich sind und dass es da auch menscheln darf.

Du darfst Grenzen ziehen

Um jetzt dem Widerspruch noch zu begegnen, dass man sich mit dieser Einstellung wohl alles gefallen lassen sollte, möchte ich entgegen, natürlich nicht.

Jeder Mensch hat das Recht, dass man ihn anständig behandelt und natürlich muss man sich kein Verhalten bieten lassen, dass völlig unangemessen ist. Doch es gibt einen Unterschied zwischen zurückkeifen und sachlich und direkt aussprechen, dass man das nicht tolerieren wird.

“In diesem Ton möchte ich kein Gespräch führen. Ich werde das Gespräch hier abbrechen, da ich in diesem Ton nicht angesprochen werden möchte.”

Das sind Beispiele, die man sagen kann, statt jeder Beschimpfung die einem vielleicht auf der Zunge liegt. Hören wir auf, uns so hinein zu steigern. Damit ist niemandem geholfen. Auch dir nicht.

Übe dich in Gelassenheit

Dass alle Menschen leiden, kann dir den Perspektivwechsel bieten, den du brauchst, um nicht in eine massive Gegenreaktion hinein zu laufen. Auch wenn es schwer vorstellbar ist, dass unser Chef der uns gerade anbrüllt, in seinem Leben an Situationen zu leiden hat, kann diese Tatsache helfen, dass wir uns nicht als Opfer fühlen.

In gewisser Weise leiden wir alle am Leben und müssen damit zurecht kommen. Der Spruch “niemand wird diese Erde lebend verlassen” mag sich witzig anhören, ist jedoch eine der wichtigsten Wahrheiten. Wir alle werden sterben. Wir alle.

Was auch bedeutet, dass uns das eint. Genauso wie das Leiden uns eint.

Du kannst diese Haltung üben, wenn du Menschen beobachtest, bei denen gerade ein Streit oder eine Auseinandersetzung im Gange ist. Halte einfach den Gedanken dabei im Kopf fest, dass beide Beteiligte leiden. Dass beide Situationen in ihrem Leben haben, von denen wir nichts wissen und an denen sie leiden. Dass eine vielleicht gerade ihren Job verloren hat und nicht weiß wie es weiter geht und der andere, die Nachricht bekommen hat, dass sein Patenonkel einen Herzinfarkt hatte.

Es gibt so viele Stories in jedem Leben, die wir nicht kennen und die diese Menschen leiden lassen. Genauso wie du unendlich viele Stories in deinem Leben hast, die viele Menschen nicht kennen und die dich leiden lassen. Sei gnädig. Mit dir und anderen.

Gestehe Menschen zu, dass sie oft irrational handeln, weil sie im Inneren etwas beschäftigt.

Gestehe es dir selbst zu, dass du oft irrational handelst, weil dich im Inneren etwas beschäftigt.

Wir müssen das Verhalten nicht gut finden und können trotzdem das Menschliche daran erkennen.

Etwas mehr Großmut hat noch nie geschadet und etwas mehr Demut gegenüber dem Leiden im Leben auch nicht. Im Gegenteil, es wird dich ruhiger und gelassener machen, wenn du diesen Gedanken in der Begegnung mit anderen im Kopf behältst.

Du weißt nie, was gerade im Leben des Anderen los ist.

Alle Menschen leiden.

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