positives Denken.

Falls du bei der Überschrift kurz gedacht hast, äh, geht’s jetzt hier um positives Denken? Muss ich dich enttäuschen.

Tatsächlich geht es genau nicht um das positive Denken, das oft propagiert wird. Vor allem wenn es in Kombination mit Affirmationen verwendet wird, kann das ganz schnell zu einer bösen Falle werden.

Denn viele die mit Glaubenssätzen arbeiten, machen einen Fehler: Sie suchen sich positiv formulierte Sätze, die sich toll anhören, die etwas beinhalten was man sich wünscht und das Gegenteil von dem sind, was man jetzt gerade erlebt.

Z.B. Wer gerade mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hat und sich als neuen Satz etwas wie das hier rausgesucht hat: Meine Auftragslage wird von Tag zu Tag besser oder Kunden strömen aus allen Richtungen zu mir oder Ich bin ein Geldmagnet und ziehe es wie von allein an.

Tja, das kann und wird in gegenteiliges Denken umschlagen und damit den Frust und die Ängste verstärken, statt zu verbessern.

Photo by Salah Ait Mokhtar on Unsplash

Positives Denken? Warum funktionieren viele Affirmationen nicht?

Warum? Naja, das ist ganz einfach beantwortet: Wir lassen uns nicht verarschen… Auch nicht von uns selbst.

Jemand der sieht, dass auf dem Konto Ebbe ist, wird sich kaum glauben, dass nun wie aus heiterem Himmel von überall her Geld reinkommen wird, weil man es anzieht wie ein Magnet.

Schon wenn der halbe Satz gedacht ist, wird im Kopf eine Stimme auftauchen, die klar feststellt: Wie soll das denn funktionieren? Was für ein Quatsch. Das klappt nicht.

Das mag jetzt frustrierend sein, doch mir ist wichtig, dass klar wird, dass es eine hilfreiche Art und eine weniger hilfreiche Art gibt seine Gedanken und damit Gefühle zu verändern.

Wenn du 6 Jahre alt bist, dann kommst du in die erste Klasse und machst nicht gleich Abitur. Genauso ist das mit unserem Denken. Wir brauchen eine Weile und mehrere Stufen, bis wir uns das selbst glauben und damit unser Kopf mit uns an einem Strang zieht.

Was für Formulierungen für dich funktionieren können

Ein erster Ansatz ist dazu, sich auf einen Satz zu konzentrieren, den du unter Kontrolle hast. Und damit ist eine Zielformulierung ziemlich sinnlos.

Dir zu sagen “In den nächsten 90 Tagen ziehe ich 10 neue Kunden an” kann funktionieren oder auch nicht. Du hast es einfach nicht unter Kontrolle und damit wird das zu einem Glücksspiel, das uns absolut frustrieren kann.

Daher formuliere das was du tun kannst und damit in deiner Macht liegt. “Ich kann jede Woche 5 Interessenten kontaktieren.” Das ist etwas was du tun kannst. Und das ist etwas was auf dein Ziel einzahlt, mehr Kunden in den nächsten 90 Tagen zu gewinnen.

Du brauchst einen Satz, den du dir glauben kannst, wenn es um etwas geht, was du erreichen willst. Wichtig ist, dass du dich nicht selbst mit etwas bombardierst, was offensichtlich zum jetzigen Moment nicht wahr ist. Denn das wird ins Gegenteil kippen.

Wie ist das mit Gefühlen?

Bei Gefühlen geht es noch um eine andere Richtung:

Wer sich ständig versucht zu sagen, dass Situationen nicht so schlimm sind, wie sie einem erscheinen und dass man ja überall noch was draus lernen kann, mag prinzipiell recht haben, doch für uns im Inneren bedeutet das oft, dass wir Gefühle, die wir nun mal fühlen, weg schieben und als ‘nicht richtig’ deklarieren.

Der Tod meiner Mama war schlimm für mich. Da helfen gut gemeinte Sätze wie “jetzt hat sie es besser” oder “sei froh, dass sie nicht leiden musste” nicht wirklich weiter.

Im Gegenteil, da kommt dann gleich das eigene schlechte Gewissen dazu, weil man ja eigentlich weiß, dass man froh sein müsste, dass ein Mensch nicht gelitten hat.

All dieses Durcheinander was wir da oft in uns anrichten, weil wir denken, wir müssten um jeden Preis positiv sein, tut uns überhaupt nicht gut und kann uns völlig von der eigenen Spur abbringen.

Unser Körper ist ein Sammelbecken

Ich hab im letzten Jahr eine Weile gebraucht, bis ich gemerkt habe, dass ich aus Reflex erstmal alles weg geschoben habe und das auch gar nicht mehr gemerkt hatte.

Mein Körper hat mir dann klar die Grenzen aufgezeigt mit Hilfe von Herzrhythmusstörungen. Mein Herz war traurig und aus dem Takt . Das hat es kund getan.

Oft speichern wir in unserem Körper Emotionen ab, die nicht verarbeitet wurden. Die nicht durchlebt wurden. Das ist etwas was sich dann wie aus heiterem Himmel Bahn brechen kann, bei der Osteophathie oder anderen Körpertherapien.

Zwanghafter Optimismus schadet dir

Zwanghafter Optimismus kann auf Dauer krank machen. Daher ist es wichtig negatives Denken nicht nur zuzulassen, sondern im Gegenteil sogar zu fördern.

Darunter versteht man nicht ein sich Hineinfallenlassen, weil es ja alles so schlimm ist, sondern es ist ein wahrhaftiger Blick auf das was jetzt gerade ist.

Zum Verdeutlichen möchte ich dir einen kurzen Buchausschnitt zitieren:

Dr. Michael Kerr sagt dazu, dass zwanghafter Optimismus eine der Methoden ist, unsere Angst anzubinden, damit wir ihr nicht gegenübertreten müssen. Diese Form des positiven Denkens ist der Bewältigungsmechanismus des verletzten Kindes.

Der Erwachsene, der diese Verletzung noch in sich trägt, ohne sich dessen bewusst zu sein, macht diese noch bestehende Abwehrhaltung des Kindes zu einem Lebensgrundsatz.
(aus dem Buch Wenn der Körper nein sagt von Gabor Matè)

Hier wird es richtig spannend. Zwanghafter Optimismus ist also eine unserer Methode, Angst nicht spüren zu müssen.

Tatsächlich ist das etwas, was ein Kind irgendwann lernt, um in seiner Lebenswelt zurecht zu kommen. Es ist ein Bewältigungsmechanismus, immer alles in rosa zu sehen und sich schnell zusammenzureißen.

Gefühle können uns Angst machen. Wir sollen wir nur damit klar kommen? Und ja, Gefühle können einen gewissermaßen überrollen, doch wir können lernen stehen zu bleiben und diese Wellen durch uns hindurch fließen zu lassen.

Alles darf da sein

Wenn mich jetzt gerade etwas sehr traurig macht, dann bin ich traurig und darf das auch sein. Ich darf diese Gefühle haben und fühlen. Sie zu erleben, heißt sie zu benennen, wahrzunehmen, anzuerkennen und durch zugehen. Wir müssen nicht jede Emotion nach außen ausreagieren.

Wir können bei uns bleiben und fühlen was es zu fühlen gibt, anerkennen, dass diese Gefühle sein dürfen und wieder spüren, wenn die Welle abnimmt.

Was mich zum negativen Denken bringt. Dazu ebenfalls ein Zitat aus dem Buch Wenn der Körper nein sagt:

Negatives Denken ist keine klagende, pessimistische Sichtweise, die sich als „Realismus“ tarnt. Es ist vielmehr die Bereitschaft, zu prüfen, was nicht funktioniert. Was ist nicht im Gleichgewicht? Was habe ich ausgeklammert? Wozu sagt mein Körper Nein?

Negatives Denken ist die Bereitschaft hinzuschauen. Auf das wie es jetzt ist. Was ist gerade im Argen? Wo bin ich aus der Balance? Wo hab ich versäumt hinzuschauen?

Negatives Denken für dich praktisch nutzen

Das ist ein Ansatz den du auch nutzen kannst, wenn du in deinem Business über Sachen stolperst, die dir schwer zu schaffen machen.

Wenn wir erleben, dass unsere Verkaufsgespräche immer wieder scheitern und wir uns damit überhaupt nicht wohl fühlen, dann können wir uns diese Fragen stellen:

  • Was funktioniert hier nicht?
  • Wo bin ich aus der Balance?
  • Was macht mir Angst?
  • Was will ich nicht sehen?

Es kann ein Weilchen dauern, bis Antworten in dir auftauchen, doch ich kann dir garantieren, dass es so sehr wert ist, sich diese Fragen zu stellen.

Denn uns selbst zu erleben, wenn wir tätig sind, sind alles Hinweise darauf, wo wir noch wachsen können.

Dabei gilt es immer einen liebevollen Blick zu bewahren und keinesfalls in irgendwelche Selbstanklagen hinein zu fallen. Das hat noch nie jemandem etwas genützt.

Wir machen uns dabei auf die Suche nach unserem Schatten, unserem blinden Fleck und das ist oft gar nicht so einfach. Doch genau dort hinzuschauen wo es wehtut, ist eine gute Idee. Die Lösung kommt, wenn wir durch das Problem hindurch gehen.

Für persönliche Entwicklung gibt es selten eine Abkürzung. Nur, wenn wir uns unseren Dämonen stellen, können wir zukünftig über größere innere Königreiche verfügen.

Und wo ist jetzt das Gute?

Was hat das nun alles mit dem Satz “Nicht jeder Tag ist gut, doch jeder Tag hat etwas Gutes” zu tun? Ist das nicht genau ein Hinweis auf dieses zwanghaft positive Denken, das nicht gut für uns ist?

Vielleicht ist dir aufgefallen, dass dieser Satz zwei Teile hat. Und der erste ist genauso wichtig wie der zweite. “Nicht jeder Tag ist gut.” Punkt. Das wird so sein und das ist an manchen Tagen so.

Es ist wichtig, das anzuerkennen. Wenn ich heute einen Unfall gebaut habe, dann ist das kein guter Tag. Wenn ich heute einen wichtigen Kunden verloren habe, dann ist das kein guter Tag.

Anerkennen heißt nicht, sich hemmungslos in Selbstanklage und Schuldbewusstsein hineinfallen zu lassen. Es bedeutet, dass ich das Ereignis nicht klein rede, jedoch auch nicht größer mache. Es ist blöd gelaufen. So ist das. Es hat nicht funktioniert. So ist das.

Wir nehmen uns damit den Druck, dass immer alles gut laufen muss. Nur wenn wir scheitern, können wir uns entwickeln und erleben wie etwas gelingt.

Such das Gute

Der zweite Teil des Satzes “doch jeder Tag hat etwas Gutes” ist wie eine Taschenlampe zu nutzen.

Nachdem uns klar ist, dass der Tag nicht gut war, können wir uns trotzdem auf die Suche machen nach dem wofür wir trotz allem dankbar sein können.

Als meine Mama starb, bin ich an ihrem Bett gesessen und hab ihre Hand bis zum Schluss gehalten. Und auch wenn das für mich ein rabenschwarzer Tag war, war das Gute, das ich fand, dass sie nicht allein gehen musste. Das machte es nicht weniger schmerzlich für mich, jedoch brachte es einfach ein klein wenig Trost, ohne das Ereignis zu schmälern.

Das ist mit dem “Guten des Tages” gemeint. Wir haben einen Kunden verloren. Ja, das ist nicht schön und kann unsere Umsätze schmälern. Was gibt es trotzdem Gutes an diesem Tag? Vielleicht dass wir mit diesem Kunden viel gelernt haben, für zukünftige Kunden. Das kann uns niemand nehmen. Das macht den Umsatz nicht wett, doch es nimmt ein wenig den Stachel.

Das Gute an einem schlechten Tag ist immer etwas zu dem ich vorbehaltlos ja sagen kann, ohne dass ich ein “aber” dahinter spüre.

Wenn wir zulassen zu denken, ja, das war kein guter Tag und gleichzeitig zulassen, dass wir das Gute, zu dem wir trotzdem ja sagen können ebenfalls sehen, dann hilft uns das wieder mehr ein Gefühl der Balance zu bekommen.

Mit allem umgehen lernen

Es geht nie darum, dass wir keine schlechten Tage mehr haben. Denn das haben wir nicht in der Hand. Es geht darum, dass wir anerkennen, dass es gute und weniger gute Tage gibt und dass es an uns ist, damit umzugehen.

Nicht in dem wir das Negative weg schieben, sondern in dem wir es genauso da sein lassen wie alles andere auch. Nicht größer machen und nicht weg drücken. Es so sein lassen. Das Leben annehmen wie es sich gerade zeigt.

Dadurch wird der Weg frei, das “Gute” was es an dem Tag gibt, ebenfalls zu finden. Und damit das Gute in deinem Leben.

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