Bildquelle: Foto von Vincent van Zalinge auf Unsplash

Ein Satz der sich mir beim Lesen wie so nebenbei eingeprägt hat, und mich seit dem nicht mehr los lässt:

…in westlichen Ländern scheint das Gegenteil von reden, warten zu sein…

Quelle: Robert Levine – Eine Landkarte der Zeit

Das war die Aussage eines Japaners, den Levine in seinem (übrigens überaus lesenswerten) Buch zitiert. Dies ist wieder einer der Krümel, die mich gedanklich piksen.

Das Gegenteil von reden ist warten…

Warten darauf, dass ich endlich wieder die Möglichkeit bekomme, etwas zu sagen.

Warten darauf, dass der andere endlich fertig ist und ich aus dem Gespräch gehen kann.

Warten darauf, dass ich ihm aber gleich mal ganz deutlich erklären kann, wieso meine Meinung stimmt.

Seit diesem Gedankenkrümel achte ich wieder bewusst darauf, wie die Gespräche, die ich so jeden Tag führe, wirklich verlaufen. Hast du Lust eine kleine Rückschau gleich mitzumachen?

Wenn du die Gespräche der letzten Tagen noch einmal Revue passieren lässt, bei welchen…

…hast du wirklich zugehört?

Und damit meine ich zuhören im wahrsten Sinne.

Nicht bereits im Kopf die Antwort zu formulieren und es kaum erwarten zu können, sie dem Gegenüber um die Ohren zu hauen. Nennt man auch “nachladen statt zuhören…”

Nein, wirklich zugehört. Gehört, was der andere gesagt hat. Inne gehalten und überlegt, ob du es wirklich verstanden hast. Dir Gedanken darüber gemacht hast, um was es deinem Gegenüber tatsächlich geht.

…warst du an der Meinung des anderen überhaupt interessiert?

Auch das mag sich etwas seltsam anhören. Doch mal ehrlich, wie oft führen wir Gespräche, damit wir dem anderen endlich mal sagen können, wie wir das sehen.

Und es interessiert uns in dem Moment herzlich wenig, was der andere für eine Meinung hat.

Nehmen wir uns denn die Zeit dazu, die Argumente und Ansichten Anderer wirklich wahrzunehmen? Oder sind wir nicht schon längst beim nächsten Meeting und wollen hier nur schnell unseren Senf dazu abgeben.

Möglicherweise in der Illusion, dass wir ja tendenziell doch meistens recht haben.

…hast du Fragen gestellt?

“Wer keine Fragen stellt, hat alles verstanden und weiß genau wovon der andere redet.”

Das ist jetzt mal eine provokative Ansicht meinerseits. Und nicht damit hier die Illusion aufkommt, dass ich die absolute Kommunikationskünstlerin wäre. Weit gefehlt, da hab ich auch noch viel Potential 😊

Denn mir geht ebenfalls manches Mal der Gaul durch und ich hänge der vermeintlichen Ansicht an, dass ich ja sowieso völlig klar habe, was mein Gesprächspartner sagen will.

Doch wie wäre es, wenn wir das nächste Mal nachfragen.

Einfach mit der Formulierung: “Wie genau hast du das gemeint?” oder “Magst du mir das noch ein wenig genauer erklären?”

Diese simplen Fragen dienen der Informationssammlung und können uns davor bewahren etwas als gegeben anzunehmen, das möglicherweise noch gar nicht wirklich klar ist.

Desweiteren wird dem Gesprächspartner mit Fragen Interesse signalisiert.

Was das bedeutet, ist wohl jedem klar. Denn welches Gespräch wirst du lieber fortsetzen wollen:

Eines, in dem du das Gefühl hast, der andere nimmt gar nicht wirklich wahr was du sagst und will nur seine Meinung kundtun oder eines in dem dein Gegenüber dich etwas fragt zu dem, was du gesagt hast?

Letzteres hilft dir dadurch vielleicht sogar noch besser klar zu formulieren, was du sagen möchtest.

…hast du Pausen gemacht?

Ja, auch das gehört zu wohltuenden Gesprächen. Die Pausen.

In unserer schnelllebigen Zeit inzwischen verpönt und doch sehnen sich viele Menschen nach einem Innehalten.

In der Musik ist die Pause ein elementares Stilmittel. Nach dem Ende eines furiosen Satzes in der klassischen Musik, steht die Pause. Um den Rausch der Töne nachhallen zu lassen, zur Ruhe zu kommen und sich bereit zu machen für ein folgendes Adagio.

Doch, wie sieht es nun dabei in deinen Gesprächen mit Pausen aus?

Wie geht es dir damit, wenn dein Gegenüber schweigt?

Hast du schon fast den Drang, etwas Füllendes zu sagen, damit die ungewohnte Stille ein Ende nimmt?

Oder kannst du das eben Gehörte gut nachschwingen, auf dich wirken lassen, einen Moment darüber nachsinnen und dann erst sprechen?

Sollte dir das schwer fallen, dann mach doch die nächsten 14 Tage ein Wahrnehmungsexperiment und probier mal aus, statt sofort loszulegen, eine kurze Pause im Gespräch aufkommen zu lassen.

Du wirst vielleicht ganz erstaunt feststellen, dass damit augenblicklich mehr Ruhe in eine Konversation einfließt.

Gespräche zeichnen

Eine der wohl simpelsten Methoden Gespräche zu visualisieren hat George Pennington entwickelt.

Er setzt Aussagen mit ! gleich, Fragen mit ? und Pausen mit _

Wenn du die nächsten Male in Meetings bei Gesprächen dabei bist, mach doch mal den Test und skizziere mit. Die meisten Gespräche bestehen, laut Pennington, nur aus Aussagen.

Das heißt also, wir hauen uns gegenseitig unsere Meinung um die Ohren, reden geradezu perfekt aneinander vorbei und sind dann auch noch angenervt, weil wenig Gescheites dabei herauskommt.

Sollte deine Skizze etwa so aussehen: ! ! ! ? ! ! _! ! Dann weißt du ja Bescheid. Viel gesagt und wenig verstanden.

Gute Gespräche führen

Dass wir jeden Tag reden, heißt also noch lange nicht, dass wir gute Gespräche führen.

Gute Gespräche hinterlassen eher anregende Gedanken, als einen schalen Nachgeschmack.

Gute Gespräche hinterlassen eher Aufbruchstimmung, als das Gefühl des Scheiterns.

Gute Gespräche erweitern unsere gedankliche Welt und schränken sie nicht ein.

Was kannst du im nächsten Gespräch von diesen Gedanken gleich nutzen?

Wie wäre es mal wieder auf das wahre Zuhören zu achten?

Vielleicht öfter mal wieder eine Frage zu stellen oder eine Pause im Gespräch zuzulassen?

Experimentiere damit und schau was passiert.

Führe ein erfolgreiches Leben ohne auszubrennen!

 

Hol dir jetzt das ebook „Burnout vorbeugen

Trage dich für meinen Newsletter ein und erhalte das ebook als Dankeschön.

 

Das hat geklappt! Schau in deine Mails und klicke den Bestätigungslink für die Anmeldung