Wie es Tradition ist in dieser Rubrik Krümel im Bett ist, geht es um Gedanken, Sätze die mich einfach nicht mehr loslassen. Die etwas mit mir machen, bisher Gedachtes auf den Kopf stellen.

Der Gedanke, um den es heute geht, ist mir in einem Buch über den Weg gelaufen (jaja, ich weiß schon, etwas sehr ungewöhnliches für mich :-)

Es geht um bedürftig sein. Für mich ist das ein ziemlich negativ besetztes Wort. Wenn ich mich befürftig fühle, empfinde ich mich als klein, hilflos und schwach. Es hat etwas von Opferdasein. Diese Hilfslosigkeit gepaart mit Scham und dem sich nicht trauen um etwas zu bitten, katapultiert uns damit in Sekunden in unsere Kinderseele zurück.

Zu oft haben wir auf eine Bitte ein Nein gehört und Ablehnung in verschiedenster Form erfahren. Je nach Häufigkeit und Intensität dieser Zurückweisung haben wir eine Strategie entwickelt, mit der wir im Rest unseres Lebens mit unseren Bedürfnissen umgehen.

(Dazu sollte noch angemerkt werden, dass es zu ca. 40 % von unserer Gen-Struktur abhängt, wie wir mit Stress und negativen Erlebnissen umgehen können = Resilienzfaktor).

Im besten Fall haben wir einen guten Grad an Resilienz (Widerstandskraft) entwickelt und bringen unsere Bedürfnisse mit Bitten zum Ausdruck, auch wenn wir manches Mal darauf ein Nein hören. Doch wir lassen dieses Nein dann beim Anderen und nehmen es nicht als Abwertung unserer Person auf. Wir wissen um unseren Wert und agieren auf Augenhöhe.

Doch was ist, wenn wir das nicht als Kind gelernt haben? Dann erleben wir uns mit unserer Bedürftigkeit als Wesen, die nicht soviel Wert zu haben scheinen, wie andere. Wir schämen uns manchmal fast dafür, nicht so widerstandsfähig und stark zu sein, wie vermeintlich so selbstsicher agierende Menschen in unserem Umfeld.

Vor allem in unserer leistungsorientierten Gesellschaft haben es die Zartbesaiteten von uns oft nicht leicht. Denn so wie es schmerzempfindlichere Menschen gibt als welche, die hart im Nehmen sind, gibt es eben auch die Menschen, denen diese Welt oft zu laut wird, die empfindlicher scheinen als andere und damit schnell als, wollen wir es mal  überkandidelt nennen, abgestempelt werden.

Doch was wäre, wenn Menschen, die auf diese Weise ticken, oft versäumen, ihren eigenen Bedürfnisse klar zu äußern, weil sie sich nicht aufdrängen wollen, nicht lästig fallen möchten, sich als Bettler empfinden und dadurch meist viel zu lange in für sie unangenehmen Situationen ausharren? Manchmal bis zu einem Punkt, an dem, einer Explosion gleich, ein Fass übergeht, dessen Wucht in keinster Weise zur aktuellen Situation passt.

Schaut man genauer hin, fällt es diesen Menschen schwer zu akzeptieren, dass jeder Mensch Bedürfnisse hat und jeder Mensch Bedürnisse haben DARF. Und diese Bedürfnisse damit etwas natürlich sind und unserem Lebendigsein entspringen. Der Fehler, oder anders ausgedrückt, die falsche Programmierung, an dieser Stelle, ist das Denken, dass wir zum Bettler werden, wenn wir unsere Bedürfnisse zeigen. Und auf der anderen Seite auf Menschen neidisch und manchmal auch grantig sind, die mit Selbstverständlichkeit ihre Bitten vorbringen.

Was für eine verkehrte Welt, denn wenn wir auf die andere Seite des Neides schauen, finden wir dort Traurigkeit und Wut auf uns selbst, weil wir uns etwas versagen, weil wir denken, wir dürfen nichts wollen. Und noch genauer hingesehen, kann hier die Auflösung unseres Knotens liegen.

Denn zuallererst ist es unsere Aufgabe unseren Bedürfnissen Beachtung zu schenken und sie als etwas zu nehmen, das unser Menschsein ausmacht. Sie zu achten und uns um ihre Erfüllung zu kümmern.

Wenn ich meine Bedürfnisse erkenne und zu ihnen stehe, kann ich selbstbewusst bedürftig sein.”
(Heinrich Guggenbiller in seinem Buch Frieden finden – ein sehr, sehr kluges und überaus lesenswertes Buch)

Nochmal zum ganz bewusst aufnehmen: selbstbewusst bedürftig sein

Darin sind zwei Schritte enthalten, die uns stets begleiten sollten:

1. Unsere Bedürfnisse erkennen

Wach sein dafür, was in uns passiert. Was in uns lebendig ist. In welchem Zustand wir uns gerade befinden. Wie es uns gerade geht. Erstaunlich viele Menschen leben den gesamten Tag ohne wirklich in Kontakt mit ihrem Inneren zu sein.

2. Zu unseren Bedürfnissen stehen

Will heißen, dass wir unsere Bedürfnisse nicht wie eine uns lästige Fliege verscheuchen wollen, sondern achten, was gerade in uns vorgeht. Wie können wir sonst von anderen erwarten, dass sie mit uns achtungsvoll umgehen, wenn wir selbst gegen uns so hart sind?

Das bedeutet nun nicht, dass wir uns in jede Emotion hineinfallen lassen, um die nächste Dramaqueen, der nächste Dramaking zu werden. Es bedeutet, dass wir unsere Gedanken darüber zügeln, die uns am liebsten anders hätten.

Ein Gefühl, eine Emotion wird größer durch Nichtbeachtung. Wie die Frau in dem alten Witz, die für jede Stunde, die ihr Mann später heimkommt, eine größere Kelle bereit hält, um sie ihm überzubraten. Wenn wir unsere Bedürfnisse, unsere Gefühle wegschieben, nicht haben wollen, werden sie zu immer größeren Keulen greifen, mit denen sie uns eins überbraten.

Annehmen dessen, was ist, bedeutet auch nicht, dass ich es gut finden muss. Denn das ist bereits wieder eine Wertung. Nein, annehmen, anerkennen bedeutet zu akzeptieren, dass es jetzt so ist wie es ist. Wir fühlen uns traurig, wütend, hilflos etc.

Wir haben jetzt in diesem Moment verschiedenste Bedürfnisse Und es geht im ersten Schritt nicht darum diese sofort zu befriedigen. Sondern einfach anzunehmen. Da sein lassen. Den Widerstand dagegen aufgeben. Ruhig sein, annehmen.

Damit nehmen wir uns selbst an. Jedes Mal. Mit jedem dieser kleinen Gedanken. Alles darf sein, wie es eben gerade ist. Und dann können wir immer öfter selbstbewusst bedürftig sein.

Was geht Ihnen dazu gerade so durch den Kopf?

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