Kreieren statt konsumieren.https://de.wikipedia.org/wiki/Winterdepression

Heute kommt etwas, was du vielleicht noch nicht über mich wusstest: Auch ich hab mit depressiven Schüben zu kämpfen. Vorzugsweise von Oktober bis März in der lichtarmen Zeit des Jahres. Nennt sich passenderweise SAD = saisonabhängige Depression.

Es gibt mehrere Strategien die ich dagegen fahre und ich hab das inzwischen zum Glück ganz gut in Griff. Ich hab viel darüber gelernt was mir hilft und auch darüber gelernt, was mir schadet und die ganze Sache schlimmer macht.

Dass ich viel in die Natur gehe, um das alles abzupuffern ist eine Sache und auch Vitamin D hoch dosiert zu nehmen hilft mir weiter.

Was jedoch einer der ganz elementaren Faktoren ist, die für mich die Nadel ziemlich dauerhaft in eine positive Richtung gedreht haben, hat viel mit dem zu tun, was ich nicht mehr mache und mit dem was ich stattdessen mache.

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Was ich nicht mehr mache

Lass uns anfangen mit dem was ich nicht mehr mache: Ich konsumiere nicht mehr.

Damit ist jetzt nicht gemeint, dass ich vorher Einkaufsorgien gemacht habe und das jetzt nicht mehr tue. Was ich damit meine ist geistiges Konsumieren, ständiges Berieseln lassen, immer irgendwas laufen haben.

Wir haben kaum mehr einen Moment in unserem Alltag, indem wir nicht unsere Nase in ein Handy stecken, sinnlos durch irgendwelche Apps scrollen immer auf der Suche nach dem nächsten Dopaminschub. Oder stundenlanges Abhängen vor dem Fernseher, wozu auch netflix gehört.

Ständiges Konsumieren hält deinen Kopf immer gefüllt. Du bist immer irgendwie mit irgendwas beschäftigt was es zu gucken gibt.

Das kann deine depressiven Schübe verschlimmern. Denn nein, das ist keine Ablenkung die dir hilft, das ist Ablenkung von dem was dir wirklich gut tut.

Wir lassen keine Langeweile mehr zu in unserem Leben. Das kennen wir gar nicht mehr. Sobald auch nur der Hauch diese Gefühls auftaucht, sind wir auch schon mit den Griffeln am Handy und scrollen und scrollen und scrollen. Genauso wie wir stundenlang irgendwelche Serien konsumieren, uns eine Folge nach der anderen reinziehen. Das ist wie Bulimie-Fernsehen ohne Auskotzen.

Ja, das ist drastisch. Doch genau das ist es, was du da tust. Du stopfst deinen Kopf voll mit irgendwelchem Mist, den du drei Tage später schon nicht mehr weißt.

Deine Stimmung hebt das jedoch nicht. Im Gegenteil. Inzwischen kannst du es sogar amtlich und schwarz auf weiß haben, dass überhöhtes Konsumieren von Social Media Depression fördert oder sogar entstehen lässt.

Da viele Social Media Apps auf Sucht programmiert sind, ist es auch immer schwieriger sich davon zu lösen. Es entsteht eine Leere mit der wir nichts anfangen können. Dann lieber nochmal dort rein schauen oder in einen anderen Kanal zappen.

Konsumieren hält dich passiv

All das ständige Konsumieren ist es, was es dir unmöglich macht, etwas an deiner Lage zu verbessern. Du brauchst keine passive Ablenkung. Das macht dich nur noch depressiver. Das Leben anderer Leute zu konsumieren – was so aussieht als ob es echt ist, jedoch nur ein gepimpter Ausschnitt der Wahrheit ist – macht dich unzufrieden und unglücklich.

Diese ganzen Shows, Serien und sonstiger Kram, den du dir da rein ziehst, schenken dir keine innere Ruhe und Geborgenheit. Sobald der Kasten aus ist, bist du wieder mit dir selbst konfrontiert und nichts hat sich geändert.

Dein Leben und das wie es dir gerade geht, ist immer noch das gleiche. Vielleicht sogar noch um einiges schlechter geworden, wenn du es (ob bewusst oder nicht) vergleichst mit all dem was du die ganze Zeit siehst.

Dagegen hilft nur eins: kalter Entzug und kompletter Strategiewechsel.

Warum du auf Kreieren umschalten solltest

Die Lösung die ich dir heute anbiete, heißt:

kreieren statt konsumieren

Wer sich die ganze Zeit irgendwelchen Medien unterwirft und nichts mehr selbst schafft, der wird sich verlieren. Der wird voll gepumpt mit Meinungen und Ideen anderer Leute, sieht anderen zu, wenn sie etwas schaffen und macht selbst nichts. Absolut gar nichts.

Dazu ist unsere Seele nicht geschaffen. Wenn wir wollen, dass es uns psychisch besser geht, müssen wir uns die Möglichkeit des Ausdrücken geben.

Wir müssen anerkennen, dass es die Lösung nicht da draußen gibt, sondern wir sie uns nur selbst schaffen können. Wir müssen lernen, dass wir uns wieder anschauen und unser Leben, statt das künstliche Leben von anderen.

Das kann Angst machen. Ja, das versteh ich gut.

Doch ich sag dir eins: Geh durch diese Ängste hindurch, wage es, dir wieder dir selbst ins Auge zu sehen und du hast die Chance auf etwas was dir sonst völlig verloren geht. Die Chance darauf, dich wieder zu spüren, Kontakt mit deinem Inneren aufnehmen zu können, dich selbst beruhigen zu lernen und selbst aushalten zu lernen.

Stecker gezogen

Vor vielen Jahren habe ich entschieden, dass ich das Fernsehschauen für mich abschaffe. Diese Entscheidung fiel passenderweise mit einem Umzug zusammen und seit dem hab ich weder Kabelanschluss noch eine Schüssel. Ich hab es keinen Tag bereut. Nicht einen einzigen. Mir fehlt nichts.

Im Gegenteil, es ist unglaublich erleichternd, nicht mehr meine Zeit damit zu verschwenden mir irgendeinen sinnlosen Mist anzuschauen, der nichts mit mir und meinem Leben zu tun hat.

Was ich dagegen jeden Tag mache, ist schreiben. Das ist eines der Ausdrucksmittel, die meiner Seele am besten geholfen haben sich selbst aus dunklen Stunden zu befreien.

Schreiben ist meine Therapie, wenn du so willst. Und es ist eine Möglichkeit zu kreieren. Etwas zu schaffen. Was glaubst du wohl, warum es in soviel Kliniken diese Formen der Therapie gibt, bei denen Kreativität eine so große Rolle spielt? Ob Malen, mit Ton arbeiten, stricken, weben, schreiben, tanzen, musizieren usw.

Beginne damit etwas zu erschaffen

All das ist ein Schaffensprozess von etwas, das nur in dir existiert. Du kannst damit das, was dich in deinem Innersten quält und belastet, aus dir heraus bringen. Es in eine Form bringen, dir anschauen, Distanz dazu einnehmen und es aus der Entfernung betrachten.

Kreativität ist der Schlüssel für dich, wenn du etwas ändern willst. Das hat nichts mit großer Kunst zu tun, die du da schaffen wirst. Um das geht es überhaupt nicht. Es gibt keine Maßstäbe, nichts zu messen. Es gibt nur dich und das Material was du dir ausgesucht hast. Sonst nichts. Und das genügt.

Schreiben ist heilsam

Wenn du es mit Schreiben probieren möchtest, dann fang an zu schreiben. Schreib ein Zwiegespräch auf mit dem was in dir am wüten oder trauern ist. Frage es, was los ist. Ermuntere dein Innerstes zu erzählen, was es zu erzählen gibt.

Schreib einzelne Worte, schreib ganze Sätze, höre zu und erfasse alles was in dir auftaucht. Schreib schnell, schreib langsam, alles was gerade passiert, ist in Ordnung.

Du musst kein Kunstwerk schaffen, du schaffst im ersten Moment etwas aus dir heraus. Dann kannst du damit weiterarbeiten.

Wusstest du, dass der Vorgang des Schreibens von dem was in dir los ist, eine unfassbare beruhigende Wirkung hat? Denn du beschäftigst dich in einer Art und Weise mit dir, die dir die Möglichkeit gibt, ganz anders mit deinen Gedanken umzugehen, als sie nur zu denken.

Du verlangsamst deine Gedanken durch schreiben, du nagelst sie fest, du erfasst sie, du ordnest sie. All das kann dich entlasten und kostet dich nichts als ein wenig Zeit.

Arbeite damit weiter

Wenn du dir das durchliest was du aus dir heraus geschrieben hast, kannst du damit entweder etwas machen oder es einfach stehen lassen. Es gibt dafür keine Vorschriften. Du könntest einzelne Worte heraus greifen und zu ihnen weiter schreiben. Einfach was dir zu dem Begriff einfällt, der dir in deinem Text aufgefallen ist. Einer meiner Schreiblehrer nannte das “Miniaturen schreiben”

Das hat mir immer gefallen. Dass ich aus dem, was ich z.T. wirklich aus mir heraus gekotzt hatte auf Papier, anfangen kann etwas Neues zu machen. Ich könnte auch ein Elfchen daraus machen oder eine sonstige Gedichtform versuchen.

Ich kann es auch liegen lassen für ein paar Tage und dann nochmal aufgreifen um eine Antwort darauf zu schreiben.

Schreiben kann dir den seelischen Arsch retten, wenn du mir diesen Ausdruck verzeihst, und du musst dazu überhaupt nicht “schreiben können” Das hat nichts mit Schule zu tun oder Noten die es dafür gibt. Für etwas was du für dich ausdrückst und schaffst, gibt es weder eine Beurteilung noch musst du es jemandem zeigen.

Wichtig ist einzig und allein, dass du es erschaffst.

Auch wenn du bis jetzt mit Schreiben nichts am Hut hattest, kann ich dich nur ermuntern, es auszuprobieren. Nicht nur einmal, sondern mindestens 5x besser 10x. Nimm dir einen Block, ein Heft und fang einfach an. Frage dich wie es dir gerade geht, was dich beschäftigt. Was dich ängstigt, was dich abhält glücklich zu sein.

All das kann dir helfen, dass du wieder in dich selbst zurückfindest. Dass du das Gleichgewicht, das du verloren hast, wieder gewinnst. Denn das kannst nur du dir wieder geben. Klar können und sollen wir uns Hilfe holen, doch letztlich musst du lernen dir selbst zu helfen.

Lerne, wie du dich selbst beruhigen kannst

Nur wenn du gelernt hast, wie du dich selbst beruhigen kannst, wie du selbst mit deinen Emotionen lernst umzugehen, wenn du weißt, was du brauchst, wenn es grad mal wieder nach unten geht, dann kannst du auch die Wellen reiten.

Denn die Wellen werden kommen. Das Leben ist Leiden. Und wir können lernen damit zu leben und es trotzdem zu lieben, dieses Leben. Indem wir es intensiv wahrnehmen, in dem wir teilhaben, in dem wir uns hinein stürzen.

All das geht nicht, wenn wir konsumieren. Dann nehmen wir nicht teil. Dann haben wir uns geparkt, auf die Seite gestellt, ins Abseits geschoben, zum passiv sein verdammt. Das geht nicht auf Dauer gut. Alles was nicht ins Fließen kommen darf, staut sich an.

Zeichnen macht sichtbar

Kreieren heißt noch viel mehr als schreiben. Wenn du das Gefühl hast, dass dein Leben grad wieder mal in der Kurve liegt, dann zeichne es auf. Zeichne auf, was dich aus der Bahn wirft. Du musst nicht zeichnen können, du drückst einfach nur aus.

Wähle spontan Farben aus und bringe sie aufs Papier. Lustigerweise erfordert das oft Mut. Einfach Farben auf Papier bringen. Mit einem starken Pinselstrich über das Papier fahren. Sich trauen, die Weisheit des Blattes zu nähren und diese Leere zu zerstören, in dem du etwas anderes darauf bringt.

Es liegt große Kraft darin, diesen Ausdruck zu machen. Erschaffen ist immer Energie. Es kann dir helfen Energie abzubauen, die dich im Inneren verrückt macht und es kann dir helfen Energie zu finden, wenn du am Boden bist.

Deine Farben, deine Muster, deine Linien, deine Formen, all das was du da schaffst, ist etwas aus dir heraus. Vielleicht erkennst du keinen Sinn in dem Bild was du geschaffen hast, Doch wenn du dich ruhiger und geordneter fühlst, hat es schon gewirkt.

Du kannst auch zu deinem Bild schreiben. Schreib auf, was du siehst, was du wahrnimmst, wie du dich fühlst, wenn du es betrachtest, an was es dich erinnert, zu welchen Gedanken es dich bringt. Hör auf dich zu zensieren, sondern erschaffe.

Das Medium das du wählst, bleibt ganz dir überlassen. Du kannst auch Musik machen und dich in Töne stürzen. In die Tasten hauen oder die Saiten zupfen, was auch immer für ein Instrument du wählst zu spielen. Musizieren ist eine wunderbare Möglichkeit etwas zu schaffen, das flüchtig ist und doch so viel verändern kann.

Collagen zeigen auf, was gerade ist

Eine weitere Möglichkeit etwas zu schaffen geht mit Zeitschriften und Zeitungen. Mach Collagen.

Reiß heraus was dich grad anspricht und fang an es zu arrangieren. Gestalte deine Welt wie sie sich jetzt gerade anfühlt als Collage. Schneide Wörter aus und klebe sie dazu. Alles was jetzt gerade sagt, dass es dazugehört, kannst du mit aufnehmen in diese Komposition.

Und es dir dann anschauen dein Werk. Das, was du da gerade aus dir heraus gebracht hast mit Bildern und Aussagen, kann dir soviel mitgeben über dich.

Ich hab Collagen von allen möglichen Zeitpunkten meines Lebens und wenn ich sie ansehe, weiß ich noch genau, was zu diesen Collagen geführt hat. Oft haben sie mir neue Ideen gegeben, aufgezeigt, was meine nächsten Schritte sein müssen, wenn ich auf meinem Weg nicht stecken bleiben, sondern vorwärts kommen möchte.

Doch all das wirst du nur erfahren, wenn du aufhörst zu konsumieren und anfängst zu kreieren. Diese Kraft kann sich nur für dich entfalten, wenn du ihr Raum gibst und die Möglichkeit ihren Zauber zu weben.

Fang an!

Niemand der nur vor netflix hockt, wird diese Reifung erleben können. Selbst etwas zu erschaffen ist durch nichts zu ersetzen. Das Tun mit deinen Händen ist es, was ein Werk entstehen lässt. Dass deine Hände involviert sind, ist das, was du nicht delegieren kannst.

Das erfordert auch, dass du dich ganz einlässt auf den Prozess. Dass du ganz da bist, aushältst wenn es dir über den Kopf zu wachsen droht, wenn du keine Ahnung hast wie du daran weitermachen sollst, wenn dir nichts mehr einfällt, wenn es dir aussichtslos erscheint.

Bleib dabei, mach weiter. Schreib ein weiteres Wort, male einen weiteren Farbklecks, spiele eine weitere Note, klebe eine weiteres Bild in die Collage. Mach weiter und überlass dich einer Weisheit, die genau sieht, was jetzt zu tun ist.

Deine Intuition und deine Vorstellungskraft sind die beiden Mächte, die du dir zu nutze machen kannst, wenn du ihnen die Herrschaft überlässt. Wenn du jegliche Urteile und Vergleiche über Bord wirfst, sondern gewissermaßen dir selbst dabei zuschaust, was da ins Leben kommen möchte.

Das ist die beste Therapie die ich dir anbieten kann. Sie kostet dich nichts außer deiner Zeit und die Bereitschaft dich darauf einzulassen. Und kann dir etwas geben, was dir sonst niemand geben kann:

Die Erkenntnis, dass du dich selbst am Schopf aus dem Sumpf ziehen kannst. Dass es dir gelingen kann, dich selbst aufzufangen, dass du die Fähigkeit hast, dich selbst zu beruhigen.

All das wird dir möglich werden, wenn du umschaltest von Konsumieren auf Kreieren.

Was wirst du heute erschaffen?

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