Heute hab ich mal wieder meine Wissenskassette geguckt. Ja, ich bin so altmodisch und nehm noch auf Video auf ;-) Und nachdem bei mir der Fernseher oft zwei Wochen lang nur als Blumenständer dient, hab ich mal wieder ‘ne Runde länger geschaut.
Heute bin ich mit meinen Gedanken bei den Beiträgen von Prof. Vossenkuhl (LMU München) hängen geblieben. Er ist seines Zeichens Professor für Philosophie und spricht in den Sendungen über Ethik.
In einer der Sendungen ging es um die Grundbegriffe von Ethik. Ich hab mich mit diesem Thema ehrlich gesagt, noch nie so wirklich auseinander gesetzt. Doch irgendwie konnte ich mich dem ganzen nicht entziehen. Prof. Vossenkuhl sprach von Grundbegriffen wie Vertrauen. Dass Vertrauen die Basis eines gesicherten Zusammenlebens einer Gesellschaft ist. Wenn es fehlt und Mißtrauen die Oberhand gewinnt, verliert die Gemeinschaft ihren Zusammenhalt und die Möglichkeit des sicheren Lebens.
So im Vorbeigehen nickt man das ganze einfach mal ab, würde ich sagen. Doch lassen Sie uns doch einen Moment dabei verweilen.
Wussten Sie, dass Soziologen in Deutschland Jahr für Jahr mahnen und versuchen darauf aufmerksam zu machen, dass das Vertrauen der Deutschen immer mehr abnimmt?
Nicht nur das Vertrauen in andere, in die Politik, in den Arbeitgeber, in das Rechtssystem usw., sondern auch das Vertrauen in sich selbst. Und das ist eine wirklich tragische Entwicklung, deren Folgen sich immer mehr zeigen. Wer weniger auf selbst vertraut, baut im gleichen Maß Ängste auf. Denn wenn ich mir selbst weniger zutraue, dann verliere ich damit selbsterhaltende Fähigkeiten und habe den Klippen im Leben weniger entgegenzusetzen. Dadurch werde ich mich hilfloser und ohnmächtiger fühlen. Nicht umsonst stehen die psychosomatischen und psychischen Erkrankungen inzwischen ganz oben, wenn es um Gründe für Arbeitsunfähigkeit geht.
Die Entstehung einer solchen negativen Spirale ist meist ein ganz schleichender Prozess. Und das macht das ganze so schwierig und oft wenig greifbar. Wichtig ist es, immer einmal wieder innezuhalten und sich selbst beim Denken zuzusehen und vor allem zuzuhören.
Achten Sie doch einmal darauf, wie Sie innerlich mit sich selbst sprechen. Besonders in den Situationen, in denen Ihnen vielleicht ein Fehler passiert, in denen Sie kritisiert werden, in denen Sie sich unsicher fühlen, in denen Sie sich klein gegenüber anderen fühlen. Was für Sätze oder Bruchstücke gehen Ihnen da durch den Kopf? Beschimpfen Sie sich möglicherweise innerlich als Volltrottel, blöde Kuh oder Versager? Gehen Ihnen solche Sätze durch den Kopf wie Immer passiert das mir. Ich stell mich an wie der letzte Depp. Ich lern das nie.
Und jetzt fragen Sie sich doch mal, ob Sie so auch mit Ihrem besten Freund oder Ihrer besten Freundin sprechen würden. Ist die Reaktion die Sie da innerlich haben, wirklich der Situation angemessen? Würden Sie anderen diese Dinge an den Kopf werfen?
Wenn Ihnen das alles sehr bekannt vorkommt, dann gewöhnen Sie sich doch bewusst an, sich selbst in diesen Situationen innerlich Mut zuzusprechen. Testen Sie verschiedene Sätze für sich aus, bis Sie etwas finden, was stimmig ist. Vielleicht so etwas wie: Ich krieg das hin. Es wird alles gut werden. Beim nächsten Mal wird’s besser.
Sie mögen das evtl. banal finden. Da haben Sie völlig recht, das ist es. Es sind einfache Dinge, Dinge die Sie tun können, um wieder mehr Vertrauen in sich zu finden. Und es ist so wichtig Vertrauen in sich selbst zu haben. Denn das heißt ja schlussendlich Selbstvertrauen. Und daraus wächst unsere innere Sicherheit, dass wir mit Leben klar kommen werden. Der unmittelbare Lohn sind weniger Ängste und mehr innere Ruhe.
Und nachdem ich diesen Beitrag ja mit Ethik im Unternehmen überschrieben habe, möchte ich mit einigen Fragen schließen, die sich auch an Führungskräfte wenden:
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Wie steht es mit dem Vertrauen, das Sie in Ihre Mitarbeiter setzen?
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Was tun Sie, damit Vertrauen in Ihrer Arbeitsumgebung gefördert wird?
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Wie steht’s mit Ihrem eigenen Selbstvertrauen?
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Vertrauen Ihnen Ihre Mitarbeiter?
Den Schlußsatz überlasse ich einem weitaus weiseren Menschen als ich es bin:
Zwei Dinge verleihen der Seele am meisten Kraft: Vertrauen auf die Wahrheit und Vertrauen auf sich selbst. |
Lucius Annaeus Seneca (ca. 4 v. Chr – 65 n. Chr.), römischer Politiker, Rhetor, Philosoph und Schriftsteller |
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Hallo,
eine Betriebs?rztin, mit der ich ab und an zusammenarbeite hat f?r die beschriebenen inneren Dialoge eine treffende Bezeichnung. Sie nennt das “Kopfkino”. Un im Kono gibt es nat?rlich akllerlei zu sehen: Komisches, Tragisches, Bedrohliches usw. Nur: Regie f?hren wir in der Regel selbst.
Viele Gr??e
Stephan List
Das ist eine gute Bezeichnung daf?r und eine sch?ne Metapher. Viele Menschen ja neigen dazu, die Regie abzugeben und zu vergessen, dass sie ihr Kopfkino selbst gestalten k?nnen.
Sch?ne Gr??e,
Alexandra
Mir dr?ngt sich da ein Gedanke auf (bitte nicht hauen): Irgendwie sollte die Kampagne “Du bist Deutschland” vielleicht auch das “Kopfkino” ansprechen. Das hat aber viele vor den Kopf gesto?en. Wie reagieren Mitarbeiter, wenn Vorgesetzte / Manager / Kollegen versuchen, eine positivere Haltung zu vermitteln? Wird dies ?berhaupt in Unternehmen versucht?
Das mit dem Vermitteln ist oft nicht ganz einfach. Am besten wird es mE durch Vorbildfunktion vermittelt. Sprich selbst damit anfangen. Denn wie wir ja alle wissen, man kann halt niemand anderen ver?ndern nur sich selbst. Und wer sich selbst ver?ndert, ver?ndert halt auch immer seine Umwelt.
Und ich w?rd nie virtuell jemanden hauen ;-)
Da hast du jetzt mitten ins Wespennest getroffen… Wenn ich eine Firma begleite, dann ergibt sich das quasi durch die Hintert?r. Denn auch hier ist erst mal ein Vertrauensaufbau das wichtigste und dann kann man z. B. einen Coaching-Prozess aufsetzen.
Meine ganz pers?nliche Erfahrung ist, dass es dein meisten F?hrungskr?ften ein Anliegen ist, ihre Mitarbeiter in einem vertrauensvollen Verh?ltnis zu f?hren. Meist scheitert es an der fehlenden “F?hrungsausbildung” und damit an Sicherheit in der Rolle. Was dann den negativen Kreislauf schon in Gang setzt. Doch hier l?sst sich eben ansetzen durch qualifizierte F?hrungskr?fteentwicklung.
Ich seh das mal so: Der Knackpunkt sind also die Manager, denn die k?nnen sehr viel durch ihre Vorbildfunktion erreichen / verderben. Blo?, wie spricht man die Manager an, damit die mit ihrer Vorbildfunktion eine positive(re) Haltung vermitteln – ohne sie virtuell zu hauen :-)
Oder: Wer ?bt die Vorbildfunktion f?r die Manager aus?