Bodyshaming Frau Kleidung

Kleider machen Leute. Den Spruch kennen wir wohl alle. Damit ist meistens gemeint, dass jemand der elegant gekleidet ist, anders wahrgenommen wird, als jemand der mit dreckigen Sachen herumläuft.

Dieser Blick auf das was jemand trägt, ist immer von außen geprägt. Wie kommt jemand an? Wie wirkt das Getragene auf andere? Welches Urteil entsteht daraus?

Wir wollen heute mal einen Schritt tiefer gehen und schauen, wie DU durch Kleidung mit DIR in Verbindung sein kannst. Mit dem was du jetzt fühlst, mit dem was du jetzt brauchst.

Photo by Artem Kovalev on Unsplash

Nix anzuziehen?

Wenn wir den Schrank aufmachen, dann ist da bestimmt jede Menge an Zeug drin. Wahrscheinlich sogar vieles, dass du ewig schon nicht mehr angehabt hast. Wir haben die Tendenz auf das zurückzugreifen was wir ständig anziehen und bei dem wir denken, dass das uns das steht.

Doch wenn es dir auch nur ein wenig so geht wie mir, dann kennst du das Phänomen, dass dir die Hose, die du sonst immer gern trägst, heute überhaupt nicht richtig erscheint. Sie kneift plötzlich und sehen kannst du dich auch nicht darin.

Oder die Bluse mit dem hübschen Schnitt, die du normalerweise so toll findest, ist heute etwas in dem du dich gar nicht wohl fühlst. Und so stehen wir oft frustriert vor unserem Schrank und seufzen, dass wir nichts zum Anziehen haben.

Auch wenn wir uns viel mit Körperproportionen beschäftigt haben, was welcher Figur steht, welche Farben man nie zusammentragen sollte und was man selbst denn für ein Farbtyp ist, hilft das an manchen Tagen überhaupt nicht weiter.

Bodyshaming

Beim Einkaufen ist es oft die Hölle, sich gefühlt in 100 Jeans zu quetschen und nichts zu passen scheint. Leider ergibt sich daraus für uns meistens ein Schuldiger: unser Körper.

Wir haben einfach nicht die richtige Figur, sind zu dick, zu flach, zu was weiß ich.

Wozu führt das? Dass wir uns immer unwohler in uns selbst fühlen. Dass wir uns verurteilen, nicht die Figur zu haben die wir haben sollten. Dass wir die nächste Diät voller Hoffnung angehen, um endlich die ungeliebten Pfunde zu verlieren. Dass wir uns einem Sportprogramm unterwerfen, dass uns überhaupt keinen Spaß macht, nur um endlich die Rundungen abzuschleifen, die uns zu üppig erscheinen.

Es ist ein ständiges Kasteien, an uns rumkritisieren und verändern wollen. Wir betreiben Bodyshaming mit uns selbst. Was für ein Wahnsinn.

Doch an deinem Körper liegt es nicht!

Dazu will ich dir etwas sagen, von dem ich möchte, dass du es in riesengroßen Lettern geschrieben siehst:

Dein Körper ist nicht das Problem!

Ja, du hast richtig gelesen. Dein Körper ist nicht das Problem.

Das Problem ist die Bekleidungsindustrie und ihre Normen. Die gängigen Kleidungsgrößen die es heute gibt von 36, 38, 40, 42 usw. werden normativ festgelegt. Jetzt könnte man meinen, dass dann alle Kleidungsstücke einer Größe irgendwie gleich sind. Doch du wirst auch schon festgestellt haben, dass gleiche Größen bei Kleidungsstücken verschiedener Marken nicht die gleiche Passform bedeutet. Das ist auch bei Schuhen so.

Um sich in der Bekleidungsindustrie die Sache noch leichter zu machen – sprich günstiger in der Herstellung – wurden die Sammelgrößen S, M, L, XL usw. eingeführt.

Diese umfassen gleich Doppelgrößen wie z.B. 36-38 in einem Aufwasch. Damit muss die Industrie dann nicht 14 verschiedene Größen für das gleiche T-Shirt herstellen, sondern eben nur 9 oder noch weniger.

Was heißt das alles für uns?

Das bedeutet, dass eine Konfektionsgröße genau einem Menschen passt und zwar dem, von dem das Maß abgenommen wurde. Diesen einen Menschen gibt es sowieso nicht, sondern es handelt sich um Durchschnittswerte.

Damit sollte nun klar sein, dass es absolute Glücksache ist, ob dir ein Kleidungsstück, das nach Konfektion gefertigt wurde, passt oder nicht. Dieses Glück hat nicht dein Körper, sondern das Kleidungsstück. Denn dein Körper ist so individuell wie er eben ist. Was das Kleidungsstück nicht von sich behaupten kann.

Konfektion ist eine Erfindung

In früheren Zeiten waren ALLE Kleidungsstücke maßgenau angefertigt. Denn die meisten Sachen wurden daheim genäht. Es gab keine Größen und Normen vor der Industrialisierung und dem Aufkommen der maschinellen Nähmaschinen. Alles war handgemacht und genau auf das eigene Maß angepasst.

Die Menge an Kleidungsstücken in einem normalen Haushalt war ein Bruchteil von dem, was heute in unseren Schränken schlummert. Sachen wurden ausbessert und verändert, wenn sie nicht mehr gepasst haben. Denn es war klar, dass Körper sich ändern und damit sich die Kleidung ändern muss. Nicht umgekehrt.

Stoff braucht Qualität

Mein Vater war Schneider. Als er nach Kriegsende in den 50er Jahren seine eigene Werkstatt aufgemacht hat, hat er hauptsächlich Damenkostüme und Herrenanzüge genäht. Tolle Sachen, großartige Stoffe und eine wunderbare Verarbeitung.

Die Stoffe, die er in seiner Schneiderei verwendet hat, waren eine dichte und gute Qualität. Die Anzüge und Kostüme konnten über 20, 30 Jahre und länger getragen werden. Sie waren zeitlos und elegant.

Das ist so ein Unterschied zu den meisten Stoffen von heute, aus denen größtenteils die Kleidung besteht. Ich hab vor kurzem eine Jeans weggetan, bei der am Hintern der Stoff nach kurzer Zeit so dünn geworden ist, dass er irgendwann riss. Der Stoff war so fadenscheinig, da lohnte sich nicht mal mehr das Flicken setzen.

Es ist so enttäuschend, was uns die Bekleidungsindustrie als Qualität verkauft. Von der Fertigung im Ausland und den dort herrschenden Bedingungen wollen wir jetzt mal gar nicht reden.

Also nochmal zum Mitschreiben: Dein Körper ist nicht das Problem. Die Konfektion und Bekleidungsindustrie ist es.

Was brauchst du heute für ein Kleidungsstück?

Damit wir jetzt herausfinden können, welche Kleidung uns wirklich gut tut und ich schreibe hier ausdrücklich gut tut und nicht steht, müssen wir uns erstmal auf die Suche danach machen, was wir denn am heutigen Tag brauchen.

Über den genialen Kurs Styles School von Stasia Savasuk hab ich einen völlig neuen Zugang zu Kleidung bekommen und vielleicht ist diese Herangehensweise auch das Richtige für dich.

Stasia nennt das Inside-Out-Congruency. Also innerliche und äußerliche Übereinstimmung.

Wie möchtest du dich heute fühlen?

Dazu gehört als erstes, dass wir aufhören darüber nachzudenken, wie die Kleidung nach außen wirken könnte. Welchen Eindruck wir den anderen vermitteln werden, was für ein Urteil wir von den anderen hören wollen.

Wir müssen uns erst mal wieder mit uns selbst verbinden und in uns hinein horchen, was wir denn brauchen. Wie wollen wir uns fühlen? Stark, mutig, voller Freude, witzig, haben wir den Wunsch nach behütet sein, wollen wir strahlen… Wie wollen wir uns fühlen?

Wenn wir das für uns geklärt haben, dann können wir uns danach die Kleidung suchen, die genau dieses Gefühl ausdrückt.

  • Welche Farbe drückt dieses Gefühl aus?
  • Welcher Schnitt drückt dieses Gefühl aus?
  • Welche verschiedenen Sachen übereinander angezogen drücken dieses Gefühl aus?
  • Welches Tuch,
  • welche Ohrringe,
  • welche Kette drückt dieses Gefühl aus?

Ja, das geht am Anfang nicht so schnell. Wir müssen wahrscheinlich erstmal ein wenig herumprobieren und schauen, wie sich die Kleidung anfühlt. Ob es mit dem inneren Wunschgefühl überein stimmt. Doch wer das einmal gefunden hat, spürt wie anders sich das plötzlich anfühlt, mit dieser Kleidung in die Welt zu gehen.

Das was ich anhabe, das bin ich

Für mich war es ein Unterschied wie Tag und Nacht. Es war das erste Jahr, das ich an der Uni unterrichtet habe, als ich an der Styles School von Stasia in diesem Semester teilgenommen habe.

Eine der Studentinnen sprach mich explizit darauf an, dass sie das so toll fände wie ich angezogen sei. Das sei jedes Mal genau ich gewesen. Egal ob ich ein Kleid, Hosen, einen Rock, mehrere Lagen oder ein ausgewähltes Stück angehabt hätte.

Das fand ich bezeichnend, denn normalerweise bekommen Dozentinnen an der Hochschule nicht unbedingt Aufmerksamkeit für das was sie tragen.

Der wichtige Punkt ist: Ich hab mich nicht für die Welt und die Menschen da draußen angezogen. Ich wollte nicht einen bestimmten Eindruck nach außen abgeben. Ich hab mich nur für mich angezogen. Auf das gehört, was ich innerlich gefühlt habe an dem Tag und wie ich das am besten durch Kleidung ausdrücken und unterstützen kann.

Es war die reine Freude mich auf diese Weise zu kleiden. Es kamen völlig neue Kombinationen heraus, weil ich angefangen habe, mit den Sachen zu spielen, die ich daheim habe.

Das Wichtigste für mich war, dass ich gespürt habe, dass ich mich gut um mich kümmere. Dass ich mir die Zeit nehme, zu horchen und dann so lange zu probieren, bis ich die eine Kombination an dem Tag gefunden habe, die das was ich innerlich fühle und brauche, durch meine Kleidung ausgedrückt hat.

Nein, das mache ich nicht jeden Tag. Manchmal bin ich leider zu spät dran und muss schnell aus dem Haus kommen, so dass mir keine Zeit bleibt, mir den Moment zu nehmen und wirklich zu schauen, was das Richtige wäre. Das ist schade und ich merke den Unterschied sofort.

Bodyloving statt Bodyshaming

Sich auf diese Art ganz bewusst nach dem eigenen Gefühl zu kleiden ist das Gegenteil von Body Shaming. Es ist Selbstliebe und Selbstfürsorge in seiner reinsten Form. Das was wir so sehr brauchen.

Die Modeindustrie ist eine Industrie und kein Wellness-Center für dich. Sie lebt davon, dass du oft Neues kauft, dass Sachen schneller verschleißen, kaputt gehen und aus der Mode kommen.

Du wirst in Trends hinein gedrängt, wenn du nicht aufpasst, weil du dich anstecken lässt, was jetzt in dieser Saison gerade in ist.

Doch lass dich nicht ködern und verschwende nicht dein Geld. Kaufe bewusst ein und achte auf Qualität. Stoffe machen einen Unterschied. Es ist etwas was du auf deiner Haut trägst. Sollte es da nicht Stoff sein, der nicht dieser synthetische Mist ist, sondern Fasern, die natürlich sind?

Deine Haut wird es dir danken, wenn du mehr und mehr auf solche Dinge achtest.

Gutes Tun beim Kleiderkauf

Ich persönlich liebe es bei Oxfam zu stöbern und ich bringe dort auch meine gebrauchte Kleidung hin. Wenn sie noch gut beieinander ist und nicht auseinander fällt wie die oben beschriebene Jeans. (die übrigens eine Markenjeans war, die sich das Label Qualität ganz groß auf die Brust schreiben…)

Das Witzige, wenn man in diesen Thriftstores einkauft, ist, dass man völlig unabhängig von der jetzt angesagten Mode alles Mögliche finden kann.

Im Regensburger Oxfam ist zudem alles nach Farben sortiert, was mir sehr entgegen kommt. Wenn man wie ich, nach bestimmten Sachen sucht, wie z.B. nach einer schwarzen Hose, der findet hier alle Schnitte, Längen, Formen auf einem Regal zusammenhängend in der Farbe schwarz.

Pullover in Rottönen sind an einem Regal aufgehängt und Röcke mit Mustern in Blautönen an einem anderen. Es macht immer große Freude dort durch zu stöbern und ich hab schon wahre Schätzchen entdeckt, an denen der ursprüngliche Preis noch ausgezeichnet war.

Was für mich ebenfalls eine Rolle spielt ist dabei der Gedanke, dass ich durch das Kaufen gebrauchter Kleidung Spendenprojekte unterstütze und sehr viel dafür tue, dass unsere Umwelt geschützt wird. Denn jede Industrie, dazu gehört vor allem die Modeindustrie verbraucht unglaublich viel Ressourcen wie Wasser bei der Herstellung.

Verschaffe Kleidung ein zweites Leben

Kleidung lässt sich auch wunderbar im Freundeskreis rundum tauschen. So einen Kleiderkreisel kann man mit einer netten Nachmittagsparty verbinden, zu der jeder die Kleidungsstücke mitbringt, die man nicht mehr anzieht und man kann sich bei Häppchen, was zu trinken und einem netten Ratsch umschauen, was man vielleicht stattdessen mit nach Hause nehmen möchte.

Nicht die Menge an Kleidung macht uns glücklich, sondern dass wir das Richtige im Schrank finden. Die Chancen darauf steigen enorm, wenn wir anfangen uns nach dem zu kleiden, wie wir uns fühlen und was wir brauchen.

Dann können wir viel einfacher loslassen von Sachen, die uns im Bund einschneiden, bei denen die Ärmel immer den Touch zu kurz sind und Jacken, die einfach nicht den richtigen Schnitt für uns haben. So teuer sie auch gewesen sein mögen. Diese Stücke haben wir meistens aus den falschen Gründen gekauft.

Zieh dich an für DICH

Das was du anziehst, ist dein Ausdruck in der Welt. Und dieser Ausdruck sollte das sein, was du gern ausdrücken möchtest. Das was du im Inneren heute fühlst und brauchst. Das wird dein Körpergefühl verändern, da das ausgedrückte Selbstliebe ist.

Das wiederum ist das Wichtigste was du heute für dich tun kannst. Liebevoll mit dir umgehen. Und mit Kleidung kannst du das jeden Tag üben und machen.

Wenn du dich mehr damit beschäftigen willst, dann kann ich dir Stasia nur ans Herz legen. Sie postet viel auf Instagram von ihren wertvollen Gedanken und du bekommst den Spirit mit, was es heißt Bodyloving und nicht Bodyshaming zu leben.

Stell dir vor, du trägst mit deiner Kleidung die Selbstliebe direkt am Leib, weil du genau wahrgenommen hast, was du heute brauchst. Wie möchtest du dich heute fühlen?

Führe ein erfolgreiches Leben ohne auszubrennen!

 

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