Die Wahrheit über Müßiggang.

Ehrlich gesagt hab ich dieses Sprichwort “Müßiggang ist aller Laster Anfang” noch nie wirklich verstanden, denn für mich ist Müßiggang eines der wichtigsten Recharge Elemente die ich mir nur vorstellen kann.

Müßiggang. Ich mag schon den Klang dieses Wortes. Kein Druck, kein Entsprechen müssen, kein Ziel erreichen um jeden Preis, kein Gewinn, kein Verlust, einfach nur Müßiggang.

Um den ganzen so richtig auf den Grund zu gehen, schauen wir uns doch mal an, was die ursprüngliche Wortbedeutung von Müßiggang war. Aus Wikipedia können wir folgendes übernehmen:

(Von mittelhochdeutsch müezec gan, müßig gehen, untätig sein, nichts tun, träge sein, von althochdeutsch muozig, Muße habend) bezeichnet das Aufsuchen der Muße, das entspannte und von Pflichten freie Ausleben, nicht die Erholung von besonderen Stresssituationen oder körperlichen Belastungen.

Was mir daran sofort ins Auge gestochen ist, war “das Aufsuchen der Muße” was für ein Ausdruck!

Wichtig ist außerdem, dass Müßiggang im ursprünglichen Sinne nicht mit Erholung von Stress zu tun hat. Müßiggang ist auch keineswegs faul sein, sondern wie es dort oben heißt “das entspannte und von Pflichten freie Ausleben”

Photo by Rafael Leão on Unsplash

Das Aufsuchen der Muße

Lass uns auf diese beiden Formulierungen einen näheren Blick werfen. Das Aufsuchen der Muße. Ich liebe diese Aneinanderreihung der Wörter.

Muße bedeutet übrigens “Zeit, die eine Person nach eigenem Wunsch nutzen kann.” Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes “muoza” war Gelegenheit, Möglichkeit.

So, um auf den Punkt zu kommen und die Kurve zu kriegen: Müßiggang ist die Möglichkeit Zeit nach eigenem Wunsch zu nutzen. Was nicht nur heißt, ich lieg faul rum, sondern für mich soviel mehr ist.

Müßiggang bedeutet für mich, dass ich tagträume. Dass ich tatsächlich einfach sitze und über manches nachsinne. Dass ich meine Gedanken schweifen lassen und schaue wo ich dabei herauskomme. Dass ich manchmal einen Haufen Zeitschriften nehme, durchblättere, mich von Bildern inspirieren lasse und eine Collage mache. Einfach aus dem Moment heraus ohne ein Ziel.

Dieses Zeit ist für mich die erholsamste Möglichkeit, um auf völlig andere Gedanken zu kommen. Wichtig ist, dass man sich diesen Raum zugesteht.

Unsere Gesellschaft belohnt uns dann, wenn wir etwas schaffen, wenn wir gut organisiert sind, wenn wir produktiv sind. Doch das führt auch dazu, dass unsere Batterien leer werden, dass wir unsere Kreativität ausquetschen bis nichts mehr geht.

Dann braucht es Erholung zum einen mit Schlaf und tatsächlichem Faulenzen, um sich dann die Option des Müßiggang zu erlauben.

Wie sieht Müßiggang aus?

Es ist ein vertrödelter Tag.

Es ist ein Tag an dem ich mir nichts vornehme, sondern schaue nach was mir ist.

Es ist manchmal ein sehr bewegungsloser Tag, weil ich mich nicht viel von meiner Coach runter bewegen und manchmal ein sehr tätiger Tag, weil mir plötzlich tausend Sachen in den Sinn kommen, die ich schon ewig nicht mehr gemacht habe und mal wieder machen könnte.

Das Wichtigste daran ist, dass ich mich zu nichts zwinge, dass ich mir den Raum gebe, dass ich einfach sein kann. Ausleben kann, was mir in den Sinn kommt.

Einerseits mag das nicht recht zu jemandem passen, der Selbstmanagement unterrichtet und anderen beibringt, doch anderseits passt es eben genau, da es für mich ein wichtiger Teil von Selbstmanagement ist.

Nur wenn wir uns erlauben tätig zu sein und ebenso erlauben dem Müßiggang zu frönen, werden wir das Gefühl haben, dass wir ein gelungenes Leben führen. Ein Leben das randvoll sein kann mit verschiedensten Projekten und Tätigkeiten und in dem wir trotzdem nicht ausbrennen.

Müßiggang ist ein Verlassen der gewohnten Spur

Ich bin mir nicht ganz sicher, was tatsächlich hinter dem Sprichwort steckt, dass Müßiggang aller Laster Anfang sein soll, doch mir scheint das eine sehr rigorose Haltung zu sein, die dem Menschen jede Art von freier Zeit abspricht.

Das macht Menschen kontrollierbarer, wenn sie immer verpflichtet sind etwas zu tun. Da bleibt kein Raum um sich eigene Gedanken zu machen und vielleicht aus dem gesteckten Rahmen auszubrechen.

Doch nur wenn wir den Raum haben, um uns eigene Gedanken zu machen, dann können wir auch wissen was wir denken. Und wenn wir uns diesen Raum nicht geben, dann ist auch kein Spielraum für spielerische Kreativität und entdecken unserer Selbst.

Wie sollen wir wissen, wer wir sind, wenn wir nur funktionieren? Woher sollen wir wissen und entdecken was in uns steckt, wenn wir uns nie den Raum geben, das herauszufinden?

Als Kinder haben wir noch die ungebremste Erlaubnis. Zumindest in den meisten Fällen. Doch oft schon im Kindergarten geht es darum, sich einzufinden und anzupassen. All das ist natürlich wichtig, doch wenn es nur noch darum geht, verlieren wir einen ganz wichtigen Teil unseres Menschseins.

Wir sind nicht nur deswegen auf der Welt um etwas zu leisten und zu arbeiten. Wir sind genauso auf der Welt um einfach zu sein. Das mag sich völlig weltfremd anhören und doch finde ich es unglaublich wichtig, das wir das nicht aus den Augen verlieren.

Leben ist viel mehr als Arbeit

Was ist das Leben ohne Phantasie?

Was ist das Leben ohne Entdeckungen?

Was ist das Leben ohne Zeit für all das zu haben?

Bevor ich jetzt wieder einen Aufschrei höre, dass das halt nicht so einfach ist, kein Mensch Zeit hat, soviel zu erledigen ist, gleich mal eine Sache vorweg: Wenn wir Müßiggang nicht als wichtig einstufen, dann wird es auch nicht gelingen.

Doch genau das sollten wir tun. Wir sollen, müssen und dürfen uns die Erlaubnis geben, die Muße aufzusuchen (ich liebe diese Formulierung einfach…)

Allein dass wir uns diese Erlaubnis geben, kann dazu führen, dass wir plötzlich Zeitfenster finden, in denen wir uns dem Müßiggang hingeben können. Was – nebenbei bemerkt – eine ebenso wunderbare Formulierung ist.

Zeit haben zu sitzen und zu schauen

Uns dem Müßiggang hingeben. All das ist das totale Gegenteil von sich abhetzen, Druck erleben, machen, machen, machen.

Uns etwas hinzugeben, heißt auch, dass wir Vertrauen haben. Genau dieses Vertrauen dürfen wir auch in uns haben, wenn wir scheinbar nichts tun.

Astrid Lindgren hat so schön gesagt:

Und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach da zu sitzen und vor sich hin zuschauen.

Alles landet immer wieder bei einer Sache: Gönnen wir uns selbst Zeit und Raum? Lassen wir es zu, dass wir das haben dürfen? Erlauben wir es uns? Denken wir, dass uns das zusteht?

Auf all diese Fragen sollten wir mit einem lauten und deutlichen JA antworten. Und wenn dir das jetzt grad schwer gefallen ist, das mit ja zu beantworten, dann solltest du dir darüber Gedanken machen.

Denn was bedeutet das, wenn du dir selbst nicht Zeit für dich gönnst? Wenn du nicht zulässt, dass du Muße haben darfst? Wenn du es dir nicht erlaubst? Wenn du nicht denkst, dass es dir zusteht?

Geh nicht leichtfertig über diese Fragen hinweg. Denn dort liegt für dich die Antwort. Niemand von außen kann dir zugestehen, dass du dich dem Müßiggang hingeben darfst. Niemand. Nur du selbst.

Hab dich selbst im Blick

Und wenn dir das schwer fällt, dann versagst du dir selbst, dass du dein Leben führen darfst, wie du möchtest. Das bedeutet häufig, dass wir uns nach anderen richten, uns anpassen, nicht aus der Rolle fallen, andere an erste Stelle stellen und das oft völlig automatisch und noch nie hinterfragt.

Doch genau das solltest du hier und jetzt tun. Hinterfrage es. Was könnte passieren, wenn du das zulässt? Wovor fürchtest du dich?

Denn wenn jemandem etwas nicht leicht fällt, steckt eine Furcht dahinter. Wir fürchten uns in solchen Situationen häufig davor, was andere über uns denken könnten, dass sie uns nicht mehr mögen könnten. Wir befürchten aus der Zuneigung zu fallen.

Über all das solltest du dir Gedanken machen. Denn wenn du nur gemocht wirst, so lange du so tickst, wie es für andere wichtig ist, dann lässt du einen Menschen im Stich: Dich selbst.

Du wirst die Liebe nicht im außen finden, wenn du sie dir selbst nicht als erstes gibst.

Ja ich weiß, dass hört sich nach einem Kalenderspruch an, doch es ist so wie es ist. Dich immer nach außen zu versichern, dass du das Richtige tust, macht dich vollkommen abhängig von den Stimmungen anderer Menschen.

Das ist tragisch, denn dadurch verlierst du dich selbst und gibst dein eigenes unverwechselbares Ich auf.

Lerne dich selbst wichtig zu nehmen. Nicht wichtiger als andere, genauso wichtig wie andere. Und lerne mit Ablehnung umzugehen. Werde ein Stück unabhängiger davon, was andere von dir denken könnten. Denn du hast es sowieso nicht in der Hand.

Menschen bringen Menschen dann Respekt entgegen, wenn sich diese Menschen selbst respektieren. Wenn du also öfter deine Grenzen ziehst und deine Bedürfnisse genauso wichtig nimmst wie die von anderen, dann wirst du erleben, dass du respektvoller behandelt wirst.

Warum ich darauf herumreite? Nur wenn du dir zugestehst, dass du dich selbst ausleben darfst, egal was andere davon halten, wirst du dich mit dir wohl fühlen und in deiner Kraft.

Deine Kraft kommt daher, wie du zu dir stehst.

Ein interessanter Weg dahin kann sein, dass du dir selbst Müßiggang beginnst zuzugestehen. Zeit die du völlig nach deinem Gutdünken verbringen darfst. Was es auch sei.

Viele Menschen haben durch ihren stressigen Alltag überhaupt keinen Zugang mehr dazu, was ihnen denn gut tun würde. Wenn dir nur noch einfällt: schlafen und netflix gucken, dann bist du für Müßiggang viel zu erschöpft.

Doch dann solltest du dieses Signal noch ernster nehmen und dir als erstes klarmachen, dass du der einzige Mensch bist, der deine Energie auftanken kann. Das liegt in deiner Hand. Das kann beängstigend sein, wenn du das nicht gewöhnt bist.

Schenk dir Müßiggang

Doch betrachte es von der anderen Seite: Alles was in deiner Hand liegt, hast du unter Kontrolle. Und diese Kontrolle solltest du ausüben.

Dir Müßiggang zu erlauben, kann der rebellischte Akt seit Jahren in deinem Leben sein. Sei dieser Rebell!

Schnapp dir deinen Kalender und trag ihn jetzt gleich ein. Den Zeitraum in dem du die Muße aufsuchen wirst. Freu dich darauf und fröne dem Müßiggang, wenn es soweit ist. Schwelge darin und begegne dir wieder selbst.

Und falls es dir hilft: Von mir hast du die Erlaubnis dir diese Zeit zu nehmen! Und zwar regelmäßig zu nehmen. Wie dekadent dir das auch erscheinen mag.

Hey und Bonuspoints gibt’s wie immer, wenn du mir davon berichtest! Schreib mir von deinen Müßiggängen an info@wissensagentur.net

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