Während der Vorbereitung für den Philosophie-Abend zum Thema “Was ist Glück?” ging mir ein Gedanke nicht mehr aus dem Kopf:
Ist das Glück nicht in dir, ist es nirgends.
Harter Tobak, meinen Sie?
Hm, lassen Sie uns doch mal einen näheren Blick darauf werfen. Über das Glück wird allerorten viel geschrieben, mit den Büchern zum Thema ließe sich eine ganze Bibliothek füllen.
Es scheint ein wichtiges Thema für uns zu sein. Wir wollen glücklich sein, Glück haben und uns soll das Leben glücken. Ganz schön viele Ansprüche, die sich da zeigen.
Und so sind wir allzu oft als Glücksritter unterwegs, wollen unser Glück machen, finden und behalten. Und blicken dabei nach außen. Auf Dinge, auf Menschen, auf die Welt. Dort soll doch das Glück sein, das wir suchen. Oder nicht?
Aber was wäre, wenn das Glück gar nicht da draußen ist? Was wäre, wenn der Satz “du machst mich glücklich” eine der größten Bürden ist, die man jemandem aufladen kann?
Was ist die Definition von Glück überhaupt?
Wenn wir nun zu unserem Ausgangssatz zurückkehren, dann ist vielleicht ein nächster kluger Schritt, sich über das Wort Glück Gedanken zu machen. Was ist das Glück überhaupt? Existiert eine allgemeingültige Definition von Glück, die für alle passt? Das kann ich mir kaum vorstellen. Soviele Menschen, soviele Glücksbegriffe. Doch gibt es möglicherweise etwas, das uns Menschen gemeinsam ist in Sachen Glück.
Denken Sie doch mal an ein glückliches Ereignis zurück. Einen Moment in dem Sie absolut glücklich waren. Lassen Sie sich in diese Erinnerung hineinfallen. Spüren Sie nach, wie sich das anfühlt. Vielleicht merken Sie, wie sich ein Lächeln über Ihr Gesicht ausbreitet, wie Ihnen warm ums Herz wird, Ihr Atem tiefer wird und Sie ein Wohlgefühl durchströmt.
Spüren Sie das? Glück ist im besten Fall eine körperliche Erfahrung. Etwas das mit Ihnen etwas macht. Das Sie nicht kalt lässt, sondern im Gegenteil wärmt, Sie fröhlich stimmt und Kummer dämpfen kann. Und es sind zumeist Momente. Keine stundenlangen Erlebnisse, sondern eine Aneinanderreihung von Augenblicken.
Was bedeutet das nun alles?
Niemand kann Sie wirklich glücklich machen. Kein Mensch und keine Sache. Sie können es nur selbst schaffen. Ihr Glück. Das mag erschreckend sein und schützt doch vor Abhängigkeit. Auch wenn Sie sich mit einem Menschen besonders glücklich fühlen, fühlen Sie dieses Glück in sich.
Sie schaffen sich dieses Glücksgefühl, nicht Ihr Gegenüber. Das ist ein sehr wichtiger Unterschied. Ihre Reaktion auf das Verhalten eines anderen entscheidet über Ihr Glück. Sie sind der Urheber.
Eine etwas ungewohnte Denke für viele von uns. Wichtig ist, sich immer wieder daran zu erinnern. Es liegt eine große Freiheit darin, diesen Gedanken immer wieder zu klar im Kopf zu haben. Denn das bedeutet, dass Sie in jeder Minute Ihres Lebens entscheiden können, sich in Richtung Glücksgefühl zu bewegen.
Natürlich geht das nicht immer so glatt und manchmal braucht es mehrere Anläufe, doch wenn Ihnen wirklich bewusst ist, dass Sie darüber verfügen können, jetzt Ihren Fokus auf etwas Schönes, Wohltuendes, Freudiges, Herzerwärmendes zu richten, dann haben Sie den ersten Schritt schon gemacht.
Falls Ihnen das schwer fallen sollte, machen Sie sich in guten Zeiten eine ganz persönliche Glücksliste und packen Sie dort alles drauf, was Sie Glück empfinden lässt. Bei mir steht z.B. drauf: lesen, spazieren gehen, Badewanne, Wärmflasche, heißer Tee, Musikhören, lustige youtube-Videos gucken….
Wie Sie sehen, ist das meiste davon völlig unspektakulär. Und doch sind es genau diese kleinen Dinge, die mir über den Berg drüberhelfen und mich wieder in Richtung Glück und Wohlgefühl denken lassen.
Glück hat tatsächlich eine Komponente von körperlicher Erfahrung und das ist nach meiner Erfahrung oft der Schlüssel in dunklen Zeiten.
Um Ihnen ein Beispiel aus meinem ganz persönlichen Erleben zu geben: Der Tod meines Vaters hat mich 2006 sehr aus der Bahn geworfen und ich hab lang, sehr lang gebraucht um mit dieser Verlustsituation umgehen zu lernen. Ich hab in dieser Zeit meine Liste mehrfach ausgedruckt in all meinen Zimmern aufgehängt.
Irgendwann im Laufe des Tages fiel mein Blick dann auch darauf. Was dazu geführt hat, dass ich sehr oft stundenlang in einer heißen Badewanne gesessen bin, da diese Wärme mich über meinen Körper erreicht hat und die Eiseskälte und Verlassenheit dämpfen konnte. Es hat mich dankbar gemacht und das ist in dunklen Zeiten dem Gefühl des Glücks schon sehr nahe.
Die äußere und innere Dunkelheit
In dieser Jahreszeit erleben manche von uns durch das fehlende Licht auch eine Phase der inneren Dunkelheit. Jahreszeitbedingte Depression wie es so schön heißt. Und genau deswegen ist es wichtig, dass Sie wissen, dass Sie dieser inneren Trübnis nicht ausgesetzt sind und Sie mit kleinen Dingen Ihr Glück lebendig halten können.
- Legen Sie sich eine Liste von Video bei youtube an, über die Sie so richtig lachen können.
- Stellen Sie sich eine ganz persönliche Musikapotheke zusammen mit Songs die Sie fröhlich stimmen.
- Schreiben Sie alles zusammen, was Sie wärmt (heiße Getränke, duschen/baden, Wärmflasche) – Wärme tut uns immer gut. Was sich auch in dem Sprichwort zeigt, dass uns “warm ums Herz wird”.
- Wenn möglich bewegen Sie sich draußen. Bewegung hilft immer über einen momentanen Gemütszustand hinweg. Sie bewegen sich und Ihr Geist bewegt sich mit.
Vielleicht fehlen Ihnen andere Menschen auf der Liste. FreundInnen anrufen z.B. Das ist auf jeden Fall eine gute Idee. Sie sollten jedoch immer als erstes Dinge tun, die Sie ganz allein bewerkstelligen können. Sonst sitzen Sie in der nächsten Abhängigkeitsfalle, wenn Sie niemanden finden, der Zeit für Sie hat.
Die große Freiheit
Machen Sie sich immer wieder bewusst, welch große Freiheit in diesem Satz liegt: Ist das Glück nicht in dir, ist es nirgends.
Denn es bedeutet, dass Sie nicht von außen abhängig sind, ob Sie ein Wohl- und Glücksgefühl verspüren, sondern es immer in sich selbst schaffen. Es ist Ihre Entscheidung und Ihre Wahl. Besonders schön sichtbar wird dies, wenn wir den Satz umdrehen:
Ist das Glück in dir, ist es überall.
Genau das wünsche ich Ihnen von ganzem Herzen. Möge es in dieser dunkleren Jahreszeit Ihr Motto werden. Und wenn da draußen jemand ist, der gerade eine dicke Umarmung nötig hat, fühlen Sie sich gedrückt von mir. Alles wird sich fügen. Jeder von uns hat das Glück verdient und darf es leben.
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Liebe Alexandra,
Du sprichst mir aus der Seele! Wenn wir nicht unsere eigene Mitte finden, und damit ein Stück vom Glück, dann findet es niemand für uns, und es ist ganz falsch, dafür im Erwachsenenalter andere (Partner, Eltern usw.) verantwortlich zu machen.
Herzliche Grüße,
Jutta.
Liebe Jutta, schön, dass die Zeilen auf Resonanz treffen! Und wie du so schön sagst, ist die Verantwortlichkeit ganz bei uns. Und darin liegt auch die große Freiheit, so wir sie denn haben wollen. Herzlichen Gruß, Alexandra
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