GasBudget.jpgIn vielen Unternehmen, ob nun groß oder klein, nimmt Controlling einen immer größeren Raum ein. Und leider treibt es manchmal schon fast irrwitzige Blüten. Controlling um seiner selbst willen, hat noch nirgends Sinn gemacht. Und nur damit ich Zahlen VORweisen kann, um BEweisen zu können, dass ich mich im Vergleich zu letztes Jahr verbessert habe, sagt auch nicht wirklich etwas aus.

Denn welche Vergleiche machen wirklich Sinn?

Ist es nicht so, dass eine Steigerung des Umsatzes von 7 % im Vergleich zum Vorjahr zwar augenscheinlich für das eigene Unternehmen gut ist. Wenn jedoch im gleichen Zeitraum die durchschnittliche Steigerung der Branche bei 12 % lag und mein wichtigster Wettbewerber 25 % erreicht hat, dann erscheint meine Leistung in einem ganz anderen Licht.

Lassen Sie uns in dem Zusammenhang einen Blick auf die jährlichen Budgetverhandlungen werfen und den daraus resultierenden fixierten Zielen. Nehmen wir einen Abteilungsleiter der in seinem MBO-Gespräch als Ziel eine Steigerung der Produktivität von 7 % mit seinem Vorgesetzten vereinbart. Daran geknüpft ist ein leistungsbezogenes Vergütungsmodell das ihm bei Erreichen des Ziels eine Prämie/einen Bonus verspricht.

Gut, wie wirkt sich das nun aus?

Der Abteilungsleiter wird höchstwahrscheinlich schon vorher durchkalkuliert haben, ob dieses Ziel einigermaßen erreichbar ist. Und er wird sich dabei hauptsächlich an den Zahlen der vorherigen Jahre orientieren.

Weiter gedacht:

  • Welchen Blickwinkel wird er durch diese Art der Zielvorgabe einnehmen?
  • Wird er sich am gesamten Unternehmen orientieren und in seiner Arbeit versuchen, für alle das beste herauszuholen?
  • Oder wird er sich tendenziell vorrangig damit beschäftigen, wie SEIN Ziel umgesetzt werden kann?

Und noch weiter gedacht: Wenn absehbar ist, dass er sein Ziel erreichen wird, wie wird es mit seiner Motivation aussehen, noch viel mehr daraus zu machen? Ich stelle hier mal die provokante These in den Raum, dass er sich kaum noch wirklich anstrengen wird, sein Ziel um ein vielfaches zu übertreffen, da es sich ja durch den gedeckelten Bonus sowieso nicht auszahlen wird.

Spätestens seit Mythos Motivation von Reinhard Sprenger ist das Thema Prämien und Co. durchleuchtet worden. Mit dem Ergebnis, dass die gängigen Anreizsysteme gerade zur Manipulation einladen und persönliche Motivation damit begraben.

Was tun?

Eine Alternative bietet hierbei das Konzept des Beyond Budgetings. Es geht von völlig anderen Prämissen als das herkömmliche Controlling aus.

Dazu ein Zitat aus dem Buch Beyond Budgeting von Niels Pfläging:

Unternehmertum hat nicht die primäre Aufgabe, Profit zu maximieren, sondern menschliche Fähigkeiten fruchtbar zur Wirkung zu bringen. Erfolg wird dann nicht mehr in Geldeinheiten gemessen, sondern am individuellen und kollektiven sozialen Fortschritt.

Mir ist natürlich klar, dass ich mich damit weit aus dem Fenster lehne, denn es scheint im ersten Augenblick eine Utopie und Traumwelt zu sein. Daher einige praktische Möglichkeiten um diese Art der “Denke” umzusetzen.

Beyond Budgeting stellt z. B. statt fixierter Ziele relative Ziele auf. Dazu können Ranglisten verwendet werden, um externe und auch interne Leistungsvergleiche darzustellen. Wenn sich nun ein Unternehmen in der Rangliste im Markt am 7. Platz befindet, dann ließe sich als relatives Ziel das Erreichen des 5. Platz aufstellen.

Des weiteren können verdichtete Indikatoren, Benchmarks, Ist-Ist-Vergleiche dafür eingesetzt werden. Der Vorteil ist, dass diese relativen Ziele nicht unbedingt jedes Jahr überarbeitet werden müssen, sondern über einen längeren Zeitraum relevant bleiben.

Und damit ist es z.B. nicht mehr das Ziel einen bestimmten Prozentsatz mehr an Umsatz zu erreichen, sondern das Augenmerk darauf zu richten, im Vergleich zum Markt eine bessere Position zu erlangen. Dadurch rückt das gesamte Unternehmen in den Vordergrund und nicht mehr einzelne Personenziele. Gewinnbeteiligungen am Gesamtvolumen berechnet, richten den Fokus auf das WIR.

Außerdem bietet es den Mitarbeitern die Möglichkeit die Konsequenzen ihres Handels besser zu durchschauen und früher Anpassungen vorzunehmen.

Eine weiterer Aspekt dieser Sichtweise bezieht sich auf das vorhandene Wissen im Unternehmen. Wenn ich auf MEINE Ziele fixiert bin, da ja auch MEIN Einkommen davon abhängt, werde ich höchstwahrscheinlich Kollegen eher als Konkurrenten sehen und MEIN Wissen nicht in dem Maß teilen, wie es für das gesamte Unternehmen gut wäre.

Das Thema Beyond Budgeting kann in diesem Rahmen nur angerissen werden. Sie können sich über Literatur weiter dazu informieren:

Dann noch ein paar Unternehmen, die Beyond Budgeting einsetzen:

Aldi, Dell, dm-drogerie-Markt, Semco, Svenska Handelsbanken, Toyota

Was halten Sie von diesem Ansatz? Schreiben Sie mir Ihre Ansichten, ich bin schon gespannt darauf!


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